Eiszeit auch in Griechenland
Flüchtlinge frieren in unbeheizten Zelten

Genf – Der Wintereinbruch trifft gemäss UNO auf den griechischen Inseln Tausende Flüchtlinge besonders hart: Viele müssten bei Minustemperaturen und Schnee in unbeheizten Zelten ausharren.
Publiziert: 06.01.2017 um 13:51 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 08:15 Uhr
Winter in einem Flüchtlingslager in Oinofyta nördlich von Athen (Archiv)
Foto: KEYSTONE/AP/MUHAMMED MUHEISEN

Nach Angaben des griechischen Migrations-Krisenstabes leben auf den Inseln der Ostägäis knapp die Hälfte der 15'560 Flüchtlinge in Zelten. Besonders auf den Inseln Samos, Chios und Lesbos sei die Situation prekär, sagte Adrian Edwards, Sprecher UNO-Flüchtlingshilfswerks UNHCR am Freitag in Genf.

Das Hilfswerk habe warme Decken und Schlafsäcke verteilt und sei dabei, alle Zelte mit Heizlüftern auszustatten. Auf dem Festland seien die Menschen besser untergebracht, die Umsiedlung dauere aber zu lange.

Das UNHCR appellierte auch an die europäischen Partnerländer Griechenlands, ihre Versprechen zur Aufnahme von Flüchtlingen zügiger umzusetzen. Ende 2015 einigten sich die EU-Partner, innerhalb von zwei Jahren 66'400 Asylsuchende aus Griechenland aufzunehmen. Bis Anfang Januar 2017 seien aber nur 7760 tatsächlich umgezogen oder auf dem Weg gewesen.

Die EU-Grenzschutzagentur Frontex bot am Freitag einen Überblick über die Flüchtlingsbewegungen im vergangenen Jahr. 2016 seien insgesamt 364'000 Flüchtlinge über das Mittelmeer in die Europäische Union gekommen - fast zwei Drittel weniger als 2015.

Vor allem in Griechenland kamen 2016 deutlich weniger Flüchtlinge an, wie Frontex am Mittwoch in Warschau mitteilte. Auf den Ägäis-Inseln und dem griechischen Festland wurden mit 182'500 Menschen demnach 79 Prozent weniger Flüchtlinge registriert als im Vorjahr.

Der Rückgang der Flüchtlingszahl in Griechenland ist nach Angaben von Frontex vor allem auf das Flüchtlingsabkommen mit der Türkei zurückzuführen, das Ende März in Kraft trat. Aber auch strengere Grenzkontrollen in den westlichen Balkan-Ländern trugen demnach dazu bei.

Dafür verzeichnete Italien im Jahr 2016 einen neuen Rekord: Über die zentrale Mittelmeerroute erreichten nach Frontex-Angaben 181'000 Flüchtlinge die EU - 20 Prozent mehr als 2015. Die gleiche Zahl hatte die Internationalen Organisation für Migration (IOM) bereits Ende Dezember bekannt gegeben.

Die in Griechenland ankommenden Flüchtlinge stammten nach Angaben von Frontex vor allem aus Syrien, Afghanistan und dem Irak. In Italien kamen die Flüchtlinge dagegen hauptsächlich aus den westafrikanischen Ländern Nigeria, Guinea, der Elfenbeinküste und Gambia sowie aus Eritrea. Seit 2010 habe sich die Zahl der Flüchtlinge aus westafrikanischen Ländern, die vor der italienischen Küste aufgegriffen wurden, verzehnfacht, erklärte Frontex. (SDA)

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