Eine Chronik des Schreckens
Aufstieg und Niedergang der IS-Miliz

Seit nunmehr fünf Jahren tobt der Kampf gegen die Terror-Miliz IS. Die Terroristen nutzten die Schwäche des Iraks, das Chaos des syrischen Bürgerkrieges – nun ist ihr Kalifat bodenlos und ihr selbsternannter Kalif tot.
Publiziert: 27.10.2019 um 20:13 Uhr
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Aktualisiert: 28.10.2019 um 06:47 Uhr
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Vor mehr als 5 Jahren nahm das Schrecken seinen lauf.
Foto: ASSOCIATED PRESS

Der Anführer der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), Abu Bakr al-Baghdadi, ist nach US-Angaben bei einem nächtlichen US-Angriff in Nordwest-Syrien getötet worden. Al-Baghdadi war zwar so gut wie nie in der Öffentlichkeit zu sehen, war aber die Verkörperung eines «Kalifats», in dem Islamisten aus verschiedenen Ländern mit ihren Gräueltaten Propaganda machten:

Januar 2014: Die Dschihadisten-Miliz «Islamischer Staat im Irak und Syrien» (ISIS) übernimmt mit sunnitischen Stämmen die Kontrolle über die irakischen Städte Falludscha und Ramadi. Zugleich vertreibt die sunnitische Extremistengruppe rivalisierende Rebellen aus der nordsyrischen Grossstadt Raka und errichtet eine Schreckensherrschaft in der Stadt mit öffentlichen Hinrichtungen, Enthauptungen, Steinigungen und Vergewaltigungen. Über Propagandavideos werden Gräueltaten weltweit verbreitet.

Juni 2014: Die Dschihadisten erobern bei einer Blitzoffensive die nordirakische Grossstadt Mossul. Auch weite Gebiete im Norden und im Zentrum des Iraks fallen fast kampflos an die Gruppe. Ihr Anführer Abu Bakr al-Baghdadi ruft in Mossul ein «Kalifat» aus mit Raka als inoffizieller Hauptstadt. ISIS benennt sich in Islamischer Staat (IS) um.

August 2014: Die IS-Miliz erobert die Region des Sindschar-Gebirges im Nordirak, die Heimat der kurdischsprachigen Minderheit der Jesiden. Tausende Männer werden ermordet, kleine Jungen als Kindersoldaten zwangsrekrutiert, Frauen und Mädchen vergewaltigt und versklavt.

September 2014: Die USA beginnen mit arabischen und europäischen Verbündeten Luftangriffe auf die IS-Miliz in Syrien und dem Irak.

Januar 2015: Die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) vertreiben die IS-Miliz nach erbitterten Kämpfen aus der nordsyrischen Stadt Kobane an der Grenze zur Türkei.

November 2015: Kurdische Kämpfer drängen die IS-Miliz aus dem Sindschar-Gebirge zurück.

Februar 2016: Die irakischen Streitkräfte erobern mit Hilfe schiitischer Milizen die Stadt Ramadi zurück. Einige Monate später verliert die IS-Miliz auch die Stadt Falludscha.

März 2016: Die syrischen Regierungstruppen nehmen mit russischer Unterstützung Palmyra ein. Die für ihre antiken Ausgrabungsstätten berühmte Oasenstadt war im Mai 2015 an die IS-Miliz gefallen.

August 2016: Kurdische Kämpfer erobern die IS-Bastion Manbidsch. Die türkische Armee marschiert in Nordsyrien ein, um Dschihadisten, aber vor allem kurdische Milizen von der Grenze zurückzudrängen.

Februar 2017: Nach den nordsyrischen Städten Dscharablus und Dabik erobert die türkische Armee mit verbündeten syrischen Rebellen auch die Stadt Al-Bab von der IS-Miliz.

November 2016: Das kurdisch-arabische Bündnis SDF um die YPG-Miliz startet mit Unterstützung der US-Armee eine Offensive zur Eroberung der syrischen IS-Hauptstadt Raka.

Juli 2017: Nach neunmonatigen, erbittert geführten Kämpfen wird Mossul von der irakischen Armee, schiitischen Milizen und kurdischen Einheiten zurückerobert. Grosse Teile der Metropole sind zerstört.

Oktober 2017: Die kurdisch dominierten SDF-Einheiten bringen die letzten Teile von Raka unter ihre Kontrolle.

November 2017: Die syrischen Regierungstruppen erobern die Städte Deir Essor und Albu Kamal im Osten Syriens von der IS-Miliz zurück.

Dezember 2017: Die irakische Armee nimmt die letzten IS-Gebiete an der Grenze zu Syrien ein. Ministerpräsident Haider al-Abadi verkündet den Sieg über die Dschihadisten im Irak.

Mai 2018: Die letzten IS-Kämpfer ziehen aus den Vierteln Jarmuk und Tadamun im Süden von Damaskus ab. Die Regierung erklärt die syrische Hauptstadt für «komplett sicher».

Juli 2018: Die Dschihadisten verlieren ihre Bastion in Daraa im Süden Syriens. Zuvor hatten sie bei einer Anschlagsserie in der Nachbarprovinz Suweida fast 250 Menschen getötet.

September 2018: Die SDF-Einheiten beginnen mit internationaler Unterstützung eine Offensive zur Eroberung der letzten IS-Bastion im Osten Syriens.

März 2019: Mit der Einnahme von Baghus durch kurdisch-arabische Einheiten verliert der IS das letzte von ihm kontrollierte Gebiet. Unklar bleibt, ob al-Bagdadi noch lebt und wo er sich versteckt hält.

Oktober 2019: Die Türkei startet am 9. Oktober eine Militäroffensive in Nordostsyrien gegen die kurdische YPG-Miliz. International gibt es Befürchtungen, dass die von den Kurden zu tausenden in Lagern inhaftierten IS-Kämpfer und deren Angehörige flüchten könnten. Bis zu 3000 dieser Gefangenen sind Ausländer.

Es gelingt den USA, al-Baghdadi in der Provinz Idlib im Nordwesten Syriens aufzuspüren. US-Spezialkräfte starten in der Nacht zum 27. Oktober einen Angriff mit acht Helikoptern. Al-Baghdadi flüchtet sich in einen Tunnel und zündet eine Sprengstoffweste. US-Präsident Donald Trump gibt den Tod des IS-Anführers wenige Stunden später im Weissen Haus offiziell bekannt. (SDA)

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