Einbau von AIDS-Resistenz
Chinesen testen Genmanipulation an Embryos

In China versuchten Wissenschaftler nicht-lebensfähige Embryos resistent gegen AIDS zu machen, indem sie ein Gen veränderten. Die Bilanz: Heftige Kritik und wenig Erfolg.
Publiziert: 18.07.2014 um 02:00 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2018 um 08:21 Uhr
In China versuchten sich Wissenschaftler an der Genmanipulation.
Foto: AP/THOMAS KIENZLE

Chinesische Wissenschaftler haben nicht-lebensfähige menschliche Embryos manipuliert, um eine Resistenz gegen das AIDS-Virus in ihr Erbgut einzubauen. Die Machbarkeitsstudie heizt die Diskussion um die umstrittene Gentechnik weiter an.

Es ist die zweite Publikation über Versuche, menschliche Embryos genetisch zu manipulieren, schrieb das Newsportal «Nature News» des Fachjournals «Nature» am Freitag. Ein anderes chinesisches Forscherteam hatte bereits im April 2015 eine ähnliche Studie veröffentlicht, bei der es mithilfe der Gentechnik-Methode Crispr-Cas9 versuchte, einen krank machenden Gendefekt zu beheben.

Die Studie zum Versuch wurde veröffentlicht

Bereits damals gab es Gerüchte, dass weitere chinesische Wissenschaftler ähnliche Arbeiten zur Veröffentlichung eingereicht hatten. Zu diesen gehörte vermutlich auch die jetzt im «Journal of Assisted Reproduction and Genetics» veröffentlichte Studie.

Ziel der Wissenschaftler der Guangzhou Medical University in China war es, ein Gen namens CCR5 zu verändern. Manche Menschen tragen natürlicherweise eine Mutation in diesem Gen, die sie resistent gegen HIV macht. Die Mutation bewirkt, dass das Virus nicht mehr in die Immunzellen eindringen kann, die es sonst infiziert.

Der Versuch, diese HIV-Resistenz in die - nicht-lebensfähigen - Embryos einzubauen, war jedoch wenig erfolgreich: Nur 4 von 26 Embryos trugen anschliessend die gewünschte Mutation. Andere zeigten keine Veränderung des Gens CCR5 oder aber andere, unerwünschte Mutationen.

Ergebnis: Viele technische Hindernisse

Die Studie zeige in erster Linie, dass es noch viele technische Hindernisse gebe, sagte Xiao-Jiang Li gegenüber «Nature News». Der Neurowissenschaftler forscht an der Emory University in Atlanta und war nicht an der chinesischen Studie beteiligt. Die technischen Probleme solle man erst in Tierversuchen beheben, bevor man das Erbgut menschlicher Embryos editiere, so er.

Der Eingriff ins Erbgut menschlicher Embryos löst nicht nur in der Öffentlichkeit, sondern auch unter vielen Wissenschaftlern heftige Kritik aus. Die Erfinderinnen des Gentechnik-Werkzeugs Crispr-Cas9, das in beiden chinesischen Studien zum Einsatz kam, sprachen sich wiederholt gegen die Verwendung dieser Methode zur Manipulation der menschlichen Keimbahn aus.

Gemeint sind damit Manipulationen an der Erbinformation, die an die nächste Generation vererbt werden können. Da bei Genmanipulation an Embryos auch deren Keimzellen betroffen sind, würde jede Veränderung erblich. Als weniger problematisch werden Manipulationen am Erbgut in anderen, ausgereiften Geweben betrachtet, zum Beispiel in Form einer Gentherapie für Erbkrankheiten, die das Auge betreffen.

Offene ethische Fragen sind ungeklärt

Auch die chinesischen Forscher schreiben in ihrer Publikation, dass der Versuch, gentechnisch veränderte Menschen durch Manipulation früher Embryos zu erzeugen, streng verboten werden sollte, bis sowohl ethische als auch wissenschaftliche Fragen geklärt seien.

Zuletzt machte der Eingriff ins Erbgut von Embryos im Februar Schlagzeilen, als die britische Behörde «Human Fertilisation and Embryology Authority» Forschenden des Francis Crick Institute die Erlaubnis erteilte, menschliche Embryos zu Forschungszwecken gentechnisch zu verändern.

Im Gegensatz zu den chinesischen Studien geht es bei dem bewilligten Projekt der Wissenschaftlerin Kathy Niakan vom Francis Crick Institute nicht um das Korrigieren von Gendefekten, sondern um Grundlagenforschung zur Frühentwicklung von Embryos. Sie hofft damit zu klären, wie es zu Fehlgeburten kommt. Die britische Gesetzgebung verbietet es strikt, manipulierte Embryos einer Frau einzupflanzen. (SDA/kra)

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