Passagiere und Crewmitglieder des Singapore-Airlines-Fluges SQ321 mussten am Dienstag den blanken Horror durchmachen. Auf dem Weg von London nach Singapur flog die Maschine durch ein Luftloch und sank daraufhin plötzlich stark ab. Die Folge: Heftige Turbulenzen, bei denen über 70 Personen verletzt wurden, einige davon lebensgefährlich. Für einen 73-jährigen Briten kam zudem jede Hilfe zu spät: Er starb noch an Bord. Und: Am Mittwoch lagen laut der Nachrichtenagentur AP noch immer 20 Passagiere des Flugs auf der Intensivstation.
Wie Experten warnen, könnten uns Turbulenzen in Zukunft leider häufiger erwarten. Gemäss Paul Williams, Professor für Atmosphärenwissenschaften an der University of Reading (UK), gibt es «starke Beweise» dafür, dass der Klimawandel sich künftig verstärken wird. Wie er «CBC News» erklärt, nahmen etwa die Turbulenzen bei klarer Luft im Nordatlantik seit 1979 um stolze 55 Prozent zu. Sie zu umfliegen sei dabei gar nicht so leicht: «Sie sind schwer zu vermeiden, weil sie nicht auf dem Wetterradar im Flugdeck angezeigt werden».
«Schwere Turbulenzen könnten sich verdoppeln oder verdreifachen»
Weitergehend warnt Williams: «Unsere jüngsten Zukunftsprognosen deuten darauf hin, dass sich die schweren Turbulenzen in den Jetstreams in den kommenden Jahrzehnten verdoppeln oder verdreifachen werden, wenn sich das Klima weiterhin wie erwartet ändert.»
Jetstreams sind Luftströme, die sich in Bändern über die Erde bewegen. Tiffany Shaw, Professorin für Geophysik an der University of Chicago, veröffentlichte im vergangenen Jahr eine Pressemitteilung zu Forschungsergebnissen, die den Einfluss vom Klimawandel auf Jetstreams untersuchte. Darin hiess es: «Basierend auf diesen Ergebnissen und unserem aktuellen Verständnis erwarten wir rekordverdächtige Winde.» Es sei zudem wahrscheinlich, dass diese Winde zu «kürzeren Flugzeiten, erhöhten Turbulenzen bei klarer Luft und einer möglichen Zunahme von Unwettern führen werden.»
«Das ist grundlegende Physik»
Shem Malmquist, Boeing-Pilot und Gastdozent am Florida Institute of Technology, betont gegenüber «CBC News» zudem, dass Verletzungen aufgrund von Turbulenzen zugenommen haben – und dass es wohl in diesem Stil weitergehen werde: «In letzter Zeit kommt es alle paar Wochen zu Vorfällen. Und ich denke, dass wir eine zunehmende Anzahl von ihnen sehen werden, da die Durchschnittstemperaturen auf der Erde weiter ansteigen. Das ist grundlegende Physik.»
Durch den Klimawandel würden sich nämlich die Ozeane erhitzen. Das wiederum erhöhe laut Malmquist die «Wahrscheinlichkeit, dass sich Stürme auf eine Weise manifestieren, für deren Erkennung Piloten im Allgemeinen einfach nicht geschult wurden.»