Bei einem Messerangriff in der Nähe von Paris ist am Freitag ein Mensch getötet worden. Zwei weitere Menschen seien bei dem Angriff in einem Park im südlichen Vorort Villejuif verletzt worden, sagte die ermittelnde Staatsanwältin Laure Beccuau. Der Angreifer wurde nach Angaben der französischen Polizei auf der Flucht in der Nachbargemeinde Haÿ-les-Roses erschossen.
Nun haben Anti-Terror-Spezialisten der Staatsanwaltschaft die Ermittlungen übernommen. Es gebe Anzeichen für eine Radikalisierung des 22-jährigen Täters Nathan C. und darauf, dass er die Tat vorbereitet habe, teilte die Staatsanwaltschaft am Samstagabend mit. Das rechtfertige den Terror-Verdacht trotz der psychischen Störung des Angreifers.
«Religiöse Elemente» gefunden
Zudem fand die Polizei in einer Tasche in der Nähe des Tatortes «religiöse Elemente», die auf eine Hinwendung zum Islam deuteten. Der junge Mann war der Polizei bislang nur wegen zivilrechtlicher Delikte bekannt.
Der Mann hatte gegen 14 Uhr in einem Park in Villejuif mehrere Passanten mit einem Messer angegriffen. Auf seiner «mörderischen Reise» habe der Täter versucht, weitere Menschen anzugreifen, sagte Beccuau bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Innenstaatssekretär Laurent Nuñez und dem Pariser Polizeichef Didier Lallement am Tatort. Sie hätten ihm aber ausweichen können.
Opfer wollte Frau beschützen
Bei dem Todesopfer handelt es sich nach Angaben des Bürgermeisters von Villejuif um einen 56-Jährigen aus dem Ort. Der Mann sei mit seiner Frau spazieren gegangen, als der Angreifer sich näherte. «Er wollte seine Frau beschützen», sagte der Bürgermeister Franck Le Bohellec. Bei den zwei weiteren Verletzten soll es sich nach Angaben aus Ermittlerkreisen um einen Mann mit schweren und eine Frau mit leichteren Verletzungen handeln.
Der Angreifer flüchtete in die Nachbargemeinde Haÿ-les-Roses, wo er seine Attacke offenbar in einem Einkaufszentrum fortsetzen wollte. Glücklicherweise sei die Polizei schnell vor Ort gewesen und habe den Angreifer «neutralisiert», sagte der Bürgermeister Vincent Jeanbrun im Sender BFMTV.
Lob für Einsatzkräfte
Innenstaatssekretär Nuñez lobte «den Mut, die Effizienz und die Reaktionsfähigkeit» der Polizei, die es «ermöglichte, den Angreifer sofort zu neutralisieren und die Fortsetzung der zweifellos mörderischen Reise zu verhindern».
Villejuif liegt rund zehn Kilometer von der Pariser Innenstadt entfernt. Die Tat erfolgt wenige Tage vor dem fünften Jahrestag des Angriffs auf die Satirezeitung Charlie Hebdo im Januar 2015. Bei dem islamistischen Anschlag waren zwölf Menschen getötet worden.
Frankreich ist seit 2015 von einer Reihe von Anschlägen getroffen worden, bei denen insgesamt mehr als 250 Menschen starben. Die Angriffe hatten zumeist einen islamistischen Hintergrund. Zuletzt erstach im Oktober ein zum Islam konvertierter Verwaltungsangestellter vier Polizisten im Pariser Polizeipräsidium. (noo/pma/SDA)