Ein Jahr nach Charlie Hebdo
Frankreich feiert den Helden von Paris

Er wird als Held gefeiert. Doch Lassana Bathily (25), der zwölf Menschen in einer Kühlkammer versteckte, sieht sich nicht als Held.
Publiziert: 07.01.2016 um 09:27 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 02:54 Uhr
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Reporter reissen sich um Lassana Bathily (25).
Foto: Imago

Ein Jahr ist es her, dass zwei Terroristen einen Anschlag auf die Redaktion der Zeitschrift Charlie Hebdo verübten und zwölf Menschen töteten. Ein dritter Terrorist tötete 48 Stunden später vier Menschen in einem jüdischen Supermarkt.

Lassana Bathily (25) arbeitet seit vier Jahren in dem Geschäft. Auch am 9. Januar, als Amedy Coulibaly (†32) mehrere Menschen im Supermarkt als Geiseln nahm, war er da. Der Moslem war gerade mitten in seinem Gebet, als der Terrorist im Supermarkt um sich schoss.

Lassana Bathily (25) im Supermarkt – ein Jahr nach den Anschlägen.
Foto: Imago

An diesem Tag wurde Bathily zum Helden – auch wenn er sich selbst nicht gerne als solchen bezeichnet. Er versteckte etwa ein Dutzend Menschen im Keller des Supermarkts in einer Kühlkammer. Und rettete ihnen so wohl das Leben.

Er selbst flüchtete über eine Feuerleiter. Anschliessend half er der Polizei einen Plan vom Innern des Supermarkts zu zeichnen. Die Polizei stürmte das Gebäude und erschoss dabei Coulibaly.

Für seine Tat wurde er von François Hollande und Barack Obama geehrt. Sogar der Papst segnete ihn. «Ich wünschte, diese Prüfung wäre an mir vorbeigegangen. Aber ich hatte keine andere Wahl», sagt Lassana zur «Bild». Das Schönste für den Mann aus Mali: Er wurde eingebürgert. «Ich habe jetzt einen französischen Pass.»

«Mörder ist immer noch auf freiem Fuss»: Sonderausgabe von Charlie Hebdo.
Foto: AFP

Ein Jahr nach den Anschlägen bringt das Satire-Magazin eine Sonderausgabe heraus. Auf dem Cover: ein mordender Gott. Die Titelseite zeigt einen blutverschmierten, davonrennenden Gott mit Kalaschnikow.

Die Überschrift lautet: «Ein Jahr danach: Der Mörder ist noch immer auf der Flucht». Der Vatikan kritisierte die Titelseite.

«Bei Charlie stellen wir die Idee Gottes selbst in Frage», sagte «Charlie Hebdo»-Chef Riss der Nachrichtenagentur AFP mit Blick auf die Titelseite. «Die Dinge klar auszudrücken regt zum Nachdenken an. Man muss die Menschen ein bisschen schütteln, sonst bleiben sie immer im gleichen Trott.»

«Charlie muss dort sein, wo die anderen sich nicht hintrauen», sagte der bei dem Anschlag vom 7. Januar 2015 selbst schwerverletzte Riss. «Charlie war immer eine Zeitung des Kampfes, aber eines witzigen, durchgeknallten Kampfes.» (kab/SDA)

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