Ein Aussenseiter wird zum Favoriten
Le Pen zittert vor «Mister Nobody»

Es hätte keine grössere Überraschung geben können. François Fillon gewinnt die Vorwahlrunde bei den Republikanern.
Publiziert: 22.11.2016 um 00:17 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:16 Uhr
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François Fillon ist der neue Favorit.
Foto: imago stock&people
Marlene Kovacs

Sein Programm ist radikal, sein Auftreten gemässigt und staatsmännisch. François Fillon (62) galt vor kurzem noch als «Mister Nobody» des französischen Präsidentschafts-Wahlkampfes. Doch die Vorwahlen brachten die grosse Wende. Der ehemalige Premierminister konnte den ersten Wahlgang mit einem grossen Vorsprung für sich entscheiden – mit 44 Prozent der Stimmen. Die beiden Favoriten Nicolas Sarkozy (61) und Alain Juppé (71) liess der als Aussenseiter Gehandelte klar hinter sich (BLICK berichtete). 

Trump in den USA, Fillon in Frankreich

Nach Donald Trump (70) in den USA nun die zweite Polit-Überraschung innerhalb von zwei Wochen. Wenn Fillon auch in der nächsten Runde am kommenden Sonntag an Juppé vorbeizieht, könnte es auf ein Finale gegen Marine Le Pen (48) hinauslaufen, die Chefin des rechtsextremen Front National. Und Le Pen dürfte vor dem ehemaligen Premier zittern. Denn er ist wohl ihr härtester Gegner. Kein anderer ist ihr in vielen Punkten so nahe, und trotzdem stellt Fillon «Europa» nicht in Frage. Genau damit könnte er die Rechten ausbremsen.

Harter Wirtschaftsreformer

In seiner Partei gilt er als harter Wirtschaftsreformer. Die 35-Stunden-Woche will Fillon abschaffen und eine halbe Million Beamtenstellen streichen. Er ist prorussisch und fordert einen konstruktiven Dialog mit Moskau und Damaskus in der Syrien-Frage.

Überzeugen konnte François Fillon die Wähler durch sein Auftreten bei den TV-Debatten der letzten Wochen. In den Diskussionen der Kandidaten wirkte er seriös, konzentriert und geradlinig. Eines Staatsmannes würdig.

Und auch politische Erfahrung hat der neue Favorit: Mit 27 Jahren zog Fillon als jüngster Abgeordneter in die Nationalversammlung ein. Seit 1993 bekleidete er verschiedene Ministerposten. Fünf Jahre war er Ministerpräsident unter dem ehemaligen Präsidenten Nicolas Sarkozy.

Dieser sprach sich nach seiner eigenen Niederlage am Sonntag bereits für Fillon aus. Damit kann «Mister Nobody» auch mit vielen Stimmen von Sarkozys Anhängern rechnen.

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