Die USA trauern um Colin Powell. Der 84-Jährige starb trotz doppelter Impfung an Corona, wie seine Familie auf Facebook bekannt gab. «Wir haben einen bemerkenswerten und liebevollen Ehemann, Vater, Grossvater und einen grossen Amerikaner verloren.» Nach einer Covid-Erkrankung sei es zu Komplikationen gekommen. Powell ist im Walter Reed Hospital in einem Vorort von Washington gestorben. Medienberichten zufolge hatte er seit Längerem gesundheitliche Probleme.
Powell schrieb Geschichte. Unter Präsident George W. Bush wurde der Sohn jamaikanischer Einwanderer aus New York zwischen 2001 und 2005 zum ersten schwarzen Aussenminister der Vereinigen Staaten ernannt. Davor war er US-Generalstabschef – ebenfalls als erster Schwarzer.
Bush und seine Frau Laura erklärten am Montag, Powell habe dem Land herausragend gedient, «beginnend mit seiner Zeit als Soldat in Vietnam». Viele Präsidenten hätten seinem Rat vertraut. Er sei ein Freund und herausragender Mann gewesen.
Powell verliess Partei
Der Republikaner konnte sich mit der Zeit wohl immer weniger mit seiner Partei identifizieren. 2008 sprach er eine Wahlempfehlung für Barack Obama (60) aus. 2016 und 2020 stellte er sich ebenfalls hinter die demokratischen Kandidaten.
Anfang des Jahres sorgte Powell noch einmal für Aufsehen, als er aus der republikanischen Partei austrat. Nach dem Sturm auf das US-Kapitol im Januar sagte Powell gegenüber CNN, er könne sich «nicht mehr mit der republikanischen Partei identifizieren». Der New Yorker galt als grosser Kritiker des ehemaligen Präsidenten Donald Trump (75).
Fläschchen Anthrax sorgte für grosse Aufregung
Im Februar 2003 sorgte Powell mit einer Rede vor dem UN-Sicherheitsrat für grosse Aufregung. Der Vier-Sterne-General behauptete, der Irak sei im Besitz von biologischen und chemischen Massenvernichtungswaffen. Zudem unterstütze das damalige Regime von Saddam Hussein den internationalen Terrorismus und strebe den Bau von Atomwaffen an. Als symbolhaftes Beispiel hielt Powell ein Fläschchen Anthrax, das in grösseren Mengen als Biowaffe benutzt werden kann, in die Kamera.
Die Folge: Die USA zogen gegen Irak in den Krieg und töteten in der Folge 2006 auch den Diktator Saddam Hussein.
Das Problem: Alle Anschuldigungen waren frei erfunden. Nach seiner Amtsabgabe im Jahr 2005 bezeichnete er seine Rede als «Schandfleck meiner Karriere». (zis/man)