Der frühere EU-Kommissionspräsident Jacques Delors ist tot. Das berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch unter Berufung auf Delors' Tochter Martine Aubry. Delors starb im Alter von 98 Jahren. Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron würdigte ihn auf der Online-Plattform X (früher Twitter) als «Kämpfer für menschliche Gerechtigkeit».
In Delors' Brüsseler Amtszeit von 1985 bis 1995 machte der Vertrag von Maastricht die Europäischen Gemeinschaften zur Europäischen Union. Der «Delors-Bericht» wies den Weg zur Wirtschafts- und Währungsunion. Delors wurde 2015 für seinen «bemerkenswerten Beitrag zur Entwicklung des Europäischen Projekts» als «Ehrenbürger Europas» geehrt. Weitere «Ehrenbürger Europas» sind Alt-Bundeskanzler Helmut Kohl und Jean Monnet, einer der Gründerväter der europäischen Einigung.
Vor seinem Wechsel nach Brüssel war Delors in seinem Heimatland Wirtschafts- und Finanzminister des sozialistischen Präsidenten François Mitterrand gewesen, der 1981 an die Macht gekommen war.
Politiker würdigen Delors
Bundeskanzler Olaf Scholz würdigte Delors als Politiker, der sich «wie kaum ein anderer» für die europäische Einigung einsetzte. «Ein Jahrzehnt lang leitete er die EU-Kommission und wurde als Visionär zum Baumeister der EU, wie wir sie heute kennen», schrieb der SPD-Politiker am Abend auf X. «Es ist unsere Verantwortung, sein Werk heute zum Wohle Europas weiterzuführen.»
Die amtierende EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bezeichnete Delors auf X als «Visionär, der unser Europa stärker machte». Sein Lebenswerk sei eine geeinte, dynamische und prosperierende Europäische Union, das ganze Generationen von Europäern geprägt habe.
Macron schrieb: «Sein Engagement, seine Ideale und seine Rechtschaffenheit werden uns immer inspirieren. Ich würdige seine Arbeit und sein Andenken und teile den Schmerz seiner Lieben.»
Die Präsidentin des Europaparlaments, Roberta Metsola, schrieb auf X, mit dem Tod von Jacques Delors verliere die EU einen Giganten. Als Ehrenbürger Europas habe er sich als Präsident der Europäischen Kommission und Mitglied des Europäischen Parlaments unermüdlich für ein vereintes Europa eingesetzt. «Generationen von Europäern werden weiterhin von seinem Vermächtnis profitieren», so die EU-Spitzenpolitikerin. (SDA)