Roof wurde in der etwa 400 Kilometer entfernten Kleinstadt Shelby in North Carolina bei einer Verkehrskontrolle festgenommen, wie Charlestons Polizeichef Gregory Mullen bekanntgab.
Die Ermittler konnten den Tatverdächtigen aufgrund von Überwachungsbildern der Kirche identifizieren und veröffentlichten am Donnerstag ein Fahndungsfoto. Der Mann hatte laut CNN eine Waffe dabei. Ob es sich um die Tatwaffe handelte ist noch unklar.
Das FBI identifizierten den mutmasslichen Täter als Dylann Roof (21) aus Lexington in South Carolina. Laut einem Medienbericht hatte Roofs Vater seinem Sohn kürzlich zum 21. Geburtstag eine Handfeuerwaffe Kaliber .45 geschenkt.
Polizei geht von rassistisch motivierter Tat aus
Gemäss bestätigten Zeugenaussagen hatte sich der junge weisse Mann in einer von Schwarzen besuchten Bibelstunde zur Runde gesetzt, ehe er nach knapp einer Stunde wieder aufstand und das Feuer eröffnete. Anschliessend ergriff er die Flucht.
An einer Pressekonferenz bestätigte der lokale Polizeichef Gregory Mullen neun Todesopfer – sechs Frauen und drei Männer. Nur drei anwesende Personen hätten den Angriff überlebt. Acht Menschen seien am Tatort gestorben, eine weitere Person sei im Spital ihren Verletzungen erlegen.
Offenbar liess der Schütze eine Frau bewusst am Leben, damit diese als Augenzeugin über die Tat berichten könne.
Unter den Opfern ist auch der 41-jährige Pfarrer der Kirche und dessen Schwester. Eine Person liege zudem schwer verletzt im Spital. Laut Mullen soll die Tat rassistisch motiviert gewesen sein.
FBI identifiziert den Täter und zeigt Bilder
Heute Mittag Schweizer Zeit veröffentlichte die Polizei erstmals Bilder des mutmasslichen Amok-Schützen. Verdächtigt wird ein Mann zwischen 21 und 25 Jahren mit kurzen blonden Haaren. Am späten Nachmittag hat das FBI den Mann identifiziert.
Nach Informationen von US-Medien hatte der Verdächtige vor der Tat erklärt, er wolle Schwarze umbringen. Nach dem Blutbad veröffentlichten die Behörden ein Foto, das den jungen Mann in einem Jackett zeigt, auf dem die Flaggen der ehemaligen Apartheidstaaten Südafrika und Rhodesien zu erkennen sind.
Obama kannte den getöteten Pastor
«Der einzige Grund, warum jemand in eine Kirche geht und betende Leute erschiesst, ist Hass», sagte Charlestons Stadtpräsident Joe Riley. Die republikanische Gouverneurin von South Carolina, Nikki Haley, sagte, das Verbrechen habe «das Herz und die Seele» ihres Bundesstaates gebrochen.
US-Präsident Barack Obama äusserte sich zutiefst bestürzt über das Blutbad. Er und seine Frau Michelle hätten Gemeindemitglieder und den bei dem Massaker getöteten Pastor Clementa Pinckney gekannt.
Obama beklagte, dass solche Taten in den USA viel regelmässiger vorkämen als in anderen zivilisierten Staaten. «Ich musste solche Statements viel zu häufig abgeben», sagte er.
«Es steht in unserer Macht, etwas dagegen zu tun»
Es sei wieder einmal der Fall gewesen, dass der mutmassliche Täter es zu leicht gehabt habe, an eine Schusswaffe zu kommen. «Es steht in unserer Macht, etwas dagegen zu tun», sagte er mit Blick auf eine von ihm seit längerem geforderte Verschärfung der Waffengesetze.
Die Tat ereignete sich in der Emanuel African Methodist Episcopal Church, einer der ältesten Kirchen der schwarzen Gemeinden in Charleston. Unter anderem war dort auch der Pastor und Bürgerrechtler Martin Luther King einst an einem Gottesdienst zu Gast. (cat/sda)