Emir Scheich Tamim bin Hamad al-Thani wurde am Dienstag nach seiner Landung in Al-Ula im Nordwesten Saudi-Arabiens vom mächtigen saudiarabischen Kronprinz Mohammed bin Salman begrüsst, wie das Staatsfernsehen zeigte. Es ist das erste Mal seit Jahren, dass der Emir an einem Gipfeltreffen des Golf-Kooperationsrats (GCC) teilnimmt.
Saudi-Arabien führt seit 2017 eine Koalition mit Ägypten, Bahrain und den Vereinigten Arabischen Emiraten an, die Katar wegen des Vorwurfs der zu grossen Nähe zum Iran und zu radikalislamischen Gruppen mit einem umfassenden Embargo sanktioniert. Die Regierung in Doha hat die Vorwürfe stets zurückgewiesen.
Vertreter der an dem Konflikt beteiligten Länder sowie von Oman und Kuwait, die in dem Streit vermitteln, wollen am Dienstag in Al-Ula Möglichkeiten für eine Entspannung der Beziehungen ausloten. Den Boden dafür bereitet hatte Saudi-Arabiens am Montag verkündete Entscheidung, seine Grenzen und seinen Luftraum für Katar wieder zu öffnen.
Die USA haben den Druck auf die beteiligten Länder erhöht
Experten zufolge könnte Doha die Öffnung der Grenzen und des Luftraums zur Bedingung für die Teilnahme des katarischen Emirs am GCC-Gipfel gemacht haben. Der Scheich hatte seit Beginn der diplomatischen Krise die jährlichen Treffen des Rats boykottiert.
Die US-Regierung hat ihren Druck auf die beteiligten Länder erhöht, ihren Konflikt beizulegen. Sie argumentiert, Geschlossenheit der arabischen Staaten sei notwendig, um den Iran zu isolieren. Nach Angaben eines US-Regierungsvertreters reist daher auch Jared Kushner, der Schwiegersohn und Nahost-Berater von US-Präsident Donald Trump, nach Al-Ula. Er werde dort der Unterzeichnung einer «Durchbruch»-Vereinbarung beiwohnen, sagte ein US-Regierungsvertreter.
Die Annäherung vollzieht sich offenbar erst zwischen Katar und Saudi-Arabien, andere arabische Staaten würden Riads Beispiel aber voraussichtlich folgen, sagte Bader al-Saif von der Universität Kuwait. Allerdings könnten die Vereinigten Arabischen Emirate Beobachtern zufolge die Aussöhnung zwischen Katar und den anderen arabischen Staaten behindern. Die Emirate werfen Katar die Unterstützung der Muslimbruderschaft vor, ausserdem unterstützen die beiden Länder im Konflikt in Libyen unterschiedliche Seiten.
Im Zuge des Embargos gegen Katar hatte das arabische Quartett eine Liste von Bedingungen an Doha gerichtet, darunter die Schliessung des Senders Al-Dschasira und die Herabstufung der Beziehungen zur Türkei. Doch statt Katar zum Einlenken zu bringen, hatten die Massnahmen eine höhere Selbstständigkeit des Emirats zur Folge und sorgten für eine grössere Nähe des Emirats zum Iran und zur Türkei. (AFP)