Die Römer sind bis heute für ihre Philosophie, Baukunst und Politik bekannt. Doch die Menschen in der Antike hatten auch andere Dinge im Kopf, wie die Schriftrollen Herculaneum Papyri beweisen. Lange Zeit war es unmöglich, den Inhalt zu entziffern.
Jetzt konnte ein Forscherteam aus den USA, Deutschland und der Schweiz das Rätsel um die Rollen lösen. Mit dem Ergebnis: Die Römer unterhielten sich am liebsten über Essen, zum Beispiel Kapern, Musik und die Farbe Violett.
Es wurden mehrere Algorithmen entwickelt
Die Schriftstücke wurden im 18. Jahrhundert aus einer antiken römischen Villa im damaligen Herculaneum geborgen. Die Stadt war zusammen mit Pompeji beim Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 nach Christus zerstört worden. Dementsprechend war auch der Zustand der Papiere: verkohlt und unleserlich. Und so war lange Zeit unklar, was in den Rollen stand.
2023 wurde die «Vesuvius Challenge» lanciert – mit einer besonders hohen Belohnung. Wer das Rätsel lösen kann, dem versprach man 700'000 Dollar. Unter der Leitung des Informatikers Brent Seales untersuchte ein Team die verkohlten Schriftrollen. Das Team, bestehend aus Youssef Nader in Deutschland, Julian Schilliger von der ETH Zürich und Luke Farritor aus den USA, merkte bald, dass es sich hier um eine knifflige Aufgabe handelt. Über Jahre entwickelte Algorithmen und Scans, die die Dokumente auf verbliebene Tinte untersuchten, scheiterten an der Unterscheidung zwischen den Papyri selbst und der Tinte.
Dichter Philodemus soll die Schriftrollen verfasst haben
Zum Durchbruch verhalf dem Team schliesslich eine 125'000-Dollar-Spende des Silicon-Valley-Unternehmers Nat Friedmann. Nun konnten die Forscher einen durch KI unterstützten Algorithmus ausarbeiten, der auch den Verfasser der Texte enthüllte. Philosoph und Dichter Philodemus (110–35 v. Chr.) soll die Schriften verfasst haben.
Robert Frowler, ehemaliger Professor für Griechisch an der Universität von Bristol und Vorsitzender der Herculaneum-Gesellschaft, hält dies für plausibel. Ihm zufolge hat Philodemus in den Rollen über das Leben geschrieben und die Möglichkeit, Spass zu haben. Und darüber philosophiert, ob Dinge, die schwer zu bekommen sind, einem mehr Freude bereiten, als Sachen, die leicht zu kriegen sind. Eine Antwort auf die Frage fand er aber nicht.