Dschihadisten verlieren ihre Hauptstadt Rakka
Ist der Islamische Staat endgültig am Ende?

Von Rakka aus hat der IS viele Angriffe und Anschläge orchestriert. Jetzt wurden die Terroristen vertrieben. Einiges deutet darauf hin, dass die Miliz aus dem letzten Loch pfeift.
Publiziert: 17.10.2017 um 18:56 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:51 Uhr
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Kämpfer der Syrischen Demokratischen Streitkräfte (SDF) jubeln.
Foto: RODI SAID

Über dem Spital im Zentrum von Rakka wehte am Wochenende die letzte schwarze Flagge des Islamischen Staats (IS). Jetzt ist auch diese weg. Heruntergenommen von kurdischen und arabischen Kämpfern, welche die Terroristen aus ihrer Hochburg vertrieben haben. Die von den USA unterstützte Allianz hat die Stadt in Nordsyrien nach einer viermonatigen Offensive vollständig unter Kontrolle gebracht.

Es ist eine schmerzhafte Niederlage für die Islamisten, die Rakka 2014 erobert hatten. Von dort wurden zahlreiche Angriffe und Anschläge im Ausland geplant. Rakka galt als Hauptstadt des IS in Syrien und bildete mit Mossul im Irak einer der zentralen Achsen des vor drei Jahren ausgerufenen Kalifats. Auch aus Mossul wurden die Islamisten im Sommer vertrieben.

Ein Comeback des Islamischen Staats wird immer unwahrscheinlicher: In Syrien wurde die Miliz weitgehend in ein Gebiet am Euphrat und in die umliegende Wüste zurückgedrängt. Während die IS-Kämpfer im Norden von der kurdisch-arabischen Allianz zurückgedrängt werden, kommen sie vom Süden her durch eine Offensive der syrischen Armee unter Druck. Russland, Iran und Schiiten-Milizen unterstützen die Syrer.

Die einzigen bewohnten Gegenden, die der IS in Syrien noch kontrolliert, sind Städte und Dörfer im Euphrat-Tal.

Ein alter Konflikt bricht wieder aus

Es gibt ein weiteres deutliches Anzeichen, dass der IS nicht mehr dieselbe Bedrohung darstellt wie noch vor einem Jahr: Die irakische Armee und die Kurden haben begonnen, sich im Irak gegenseitig bekämpfen. Sie halten es offenbar nicht mehr für nötig, weiterhin gegen den einst mächtigen IS zusammenzuspannen.

Schon länger warnen Experten davor, dass dieser alte Konflikt wieder aufbrechen könnte, nachdem der Krieg gegen den IS zu Ende ist. «Der IS ist eine Ablenkung», sagt ein kurdischer Vertreter zu «Buzzfeed». «Er hat den Westen drei Jahre lang vor den echten Problemen in diesem Land abgelenkt.» Die USA haben sowohl Kurden als auch Iraker unterstützt, mit einem Ziel: Den IS zu vernichten.

Mit der Unterstützung der USA haben die Kurden, die seit Jahrzehnten für ein eigenes Land kämpfen, Gebiete erobern können. Beflügelt durch diese Erfolge liessen sie das Volk in der autonomen Region über die Unabhängigkeit abstimmen – eine Mehrheit legte ein Ja in die Urne. Die irakische Armee reagierte: Sie startete im umkämpften Kirkuk (Nordirak) eine Offensive gegen die kurdische Peschmerga. Diese befindet sich seither, ohne gross Widerstand zu leisten, auf dem Rückzug.

Doch auch wenn der alte Streit zwischen dem Irak und den Kurden wieder aufflammt: Der IS ist noch nicht definitiv besiegt. Und nach Angaben der Hilfsorganisation Save the Children ist die Not der Zivilbevölkerung weiterhin gross. «Die Militäroffensive in Rakka mag zu Ende gehen, aber die humanitäre Krise ist grösser als je zuvor», erklärt Syrien-Direktorin Sonia Khush. Rund 270'000 Menschen, die aus Rakka geflohen seien, bräuchten weiter dringend Hilfe. (rey/SDA)

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