Präsidentin Cristina Kirchner (62) gratulierte dem griechischen Volk zum deutlichen Nein im Referendum zu den Sparvorgaben der EU und des Internationalen Währungsfonds (IWF). «Das, was das griechische Volk durchmacht, ist genau das Gleiche, was wir Argentinier 2001 erlebt haben. Das Drama der schrecklichen neoliberalen Politik der ständigen Anpassungen, die Elend, Hunger und Arbeitslosigkeit nach sich ziehen», sagte die linke Politikerin letzte Woche.
Ende 2001 hatte der IWF die Geduld mit den Argentiniern verloren. Und ihnen nach über 30 Krediten den Geldhahn zugedreht. Der Bankrott stürzt das stolze südamerikanische Land in eine tiefe Krise.
Das Finanzsystem kollabiert. In den Strassen der Hauptstadt Buenos Aires spielen sich dramatische Szenen ab.
Die Armee geht mit grosser Brutalität gegen Demonstranten vor. Und tötet über 20 Menschen. Präsident Fernando de la Rua (77) tritt ab. Aus Angst vor dem eigenen Volk flieht er per Helikopter aus dem Regierungsgebäude.
Der argentinische Peso verliert fast stündlich an Wert, nachdem die Koppelung an den Dollar aufgehoben wurde. Die Bürger heben massenweise ihr Geld ab. Kapitalverkehrskontrollen, wie sie derzeit in Griechenland gelten, bringen nichts. Im Gegenteil, sie verstärken die Unruhen. Es kommt zu wüsten Krawallen und Plünderungen.
Die Krise machte Argentinien innert weniger Monate zu einem der ärmsten Staaten der Welt. Die Zahlen sprechen für sich: Die Armutsrate kletterte auf 57 Prozent, die Arbeitslosenquote stieg auf 23 Prozent. Die Wirtschaft lag am Boden. Das Bruttoinlandprodukt stürzte um ganze 23 Prozent ab. Die Argentinier verloren bis zu 75 Prozent ihrer Ersparnisse.
Noch heute leidet Argentinien unter den Folgen der Staatspleite. Und stottert Schulden bei zwei aggressiven US-Hedgefonds ab. Sie hatten sich nach dem Bankrott billig mit Staatsanleihen eingedeckt und beharren bis heute auf den Forderungen. Das Vertrauen von ausländischen Anlegern ist nachhaltig zerstört. Die Wirtschaft kommt entsprechend nur langsam in Schwung.
Die griechische Regierung will ein solches Szenario für ihr Land verhindern. Es bleibt die Frage, ob das Parlament in Athen gewillt sein wird,teilweise unpopuläre Kompromisse dafür einzugehen.