«El Chapo» droht lebenslange Haft
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Ehemaliger mexikanischer Drogenboss vor Gericht:«El Chapo» droht lebenslange Haft

Drogen-Boss erscheint in Ketten
Der Prozess gegen «El Chapo» legt ganz New York lahm

Er ist der gefürchteste Drogenboss seit Pablo Escobar: Joaquín «El Chapo» Guzmán Loera (61). Seit Montag wird ihm in New York der Prozess gemacht. Die Sicherheitsvorkehrungen sind gewaltig. Das versetzt die Stadt in Ausnahmezustand.
Publiziert: 06.11.2018 um 07:01 Uhr
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Aktualisiert: 17.07.2019 um 19:21 Uhr
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In einem Konvoi gepanzerter Autos wurde Joaquín «El Chapo» Guzmán Loera am Montag vom Hochsicherheitsgefängnis in Lower Manhattan zum Bezirksgericht in Brooklyn eskortiert.
Foto: REUTERS

In einem Konvoi gepanzerter Autos wurde Joaquín «El Chapo» Guzmán Loera am Montag vom Hochsicherheitsgefängnis in Lower Manhattan zum Bezirksgericht in Brooklyn eskortiert. Für den ehemaligen Drogenboss wurde extra die Brooklyn-Bridge geschlossen und der Verkehr lahmgelegt.

Es ist ein Prozess der Superlative. Mit Kosten von rund 50 Millionen Dollar geht die Gerichtsverhandlung gegen den mächtigsten Drogenboss der Welt wohl als die teuerste in die Geschichte der USA ein.

Die Sicherheitsvorkehrungen sind gewaltig. Wohl nicht zuletzt, da El Chapo schon zweimal spektakulär die Flucht gelang. Nach seiner ersten Verurteilung 1993 wurde er 2001 in einem Wäschewagen versteckt an bestochenen Gefängniswärtern vorbei ins Freie geschoben. Auch nach seiner erneuten Verhaftung 2014 suchte er schon eineinhalb Jahre später das Weite: Seine Helfer hatten einen 1,5 Kilometer langen, belüfteten Tunnel bis zur Dusche in El Chapos Zelle gegraben.

Gerichtsgebäude wie eine Festung gesichert

Die US-Behörden wollen wohl nicht erneut an der Nase herumgeführt werden. Und versetzen New York in einen Ausnahmezustand. Stahl-Gitter riegeln das gesamte Areal um das 14-stöckige «Eastern District of New York»-Gerichtshaus komplett ab, in dem die Verhandlung geführt wird. Sogar der Luftraum über Downtown Brooklyn wurde gesperrt, Helikopter der Polizei fliegen über das Gebiet, schreibt die «Bild».

Das Gerichtsgebäude gleicht einer Festung. Zweimal müssen alle, die in das Gebäude wollen, durch einen Metall-Detektor. Einer steht im Foyer, der andere im achten Stock vor dem Gerichtssaal. Dort stehen schwer bewaffnete Beamte des U.S. Marshals Service.

Die Behörden gehen kein Risiko ein. So wird der 164 Zentimeter kleine El Chapo, auf Deutsch «der Kurze», in Ketten und Handschellen in das Gerichtsgebäude geführt. Erst vor dem Sitzungssaal wurden ihm offenbar die Fesseln abgenommen, schreibt die «Bild» weiter. In einer blauen Sakkojacke, einem weissen Hemd mit übergrossem Hemdkragen im Stil der Siebziger setzt er sich auf seinen Platz.

Auswahl der Jury-Mitglieder erfolgt anonym

Zurzeit läuft die Auswahl der Jury-Mitglieder, aus Sicherheitsgründen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Akten der Staatsanwaltschaft umfassen 300’000 Seiten an belastenden Dokumenten gegen den ehemaligen «Staatsfeind Nummer eins» – ergänzt durch 117 000 Audioaufnahmen. Die Verhandlung wird vermutlich rund vier Monate dauern.

Der 61-jährige Mexikaner, der Tausende Menschenleben aus dem Drogenkrieg auf dem Gewissen hat, wird wohl für immer hinter Schloss und Riegel gesetzt. Denn wird Joaquín Guzmán Loera nur in einem einzigen der 17 Anklagepunkte schuldig gesprochen, bekommt er Lebenslänglich. Die Todesstrafe ist nach einer Einigung zwischen Mexiko und den USA ausgeschlossen. Nebst Drogenhandel werden ihm auch Delikte wie Geldwäsche, Kidnapping, Mord und illegaler Waffengebrauch vorgeworfen.

El Chapo hatte in Südamerika fast überall seine Finger im Spiel, wo es um Drogen geht. In den vergangenen 30 Jahren hat er sich mit dem Sinaloa-Kartell ein riesiges Drogenimperium aufgebaut.

Seit 2017 sitzt El Chapo in Einzelhaft

Am 8. Januar 2016 wurde El Chapo ein halbes Jahr nach seiner zweiten Flucht erneut von mexikanischen Fahndern festgenommen. Beim Einsatz wurden fünf Personen getötet und ein Soldat verletzt. Es wird darüber spekuliert, ob SMS-Nachrichten mit den Schauspielern Sean Penn (58) und Kate del Castillo (46) seinen Standort verraten hatten. Die beiden hatten El Chapo 2015 heimlich zu einem Interview für das Magazin «Rolling Stone» getroffen.

2017 lieferte ihn Mexiko in die USA aus. Seitdem sitzt er in dem Hochsicherheitsgefängnis in Manhattan in einer 15 Quadratmeter grossen, fensterlosen Zelle. 23 Stunden Einzelhaft, eine Stunde Fitness – und das Licht brennt zur Überwachung rund um die Uhr. (sga)

Süchtig nach Frauen

Seine Ausbrüche

Wie eine Maus fand El Chapo bisher immer wieder einen Weg ins Freie. Nach seiner ersten Verurteilung 1993 wurde er 2001 in einem Wäschewagen versteckt an bestochenen Gefängniswärtern vorbei ins Freie geschoben. Auch nach seiner erneuten Verhaftung 2014 suchte er schon eineinhalb Jahre später das Weite: Seine Helfer hatten einen 1,5 Kilometer langen, belüfteten Tunnel bis zur Dusche in El Chapos Zelle gegraben. Weil die Dusche von der Überwachungskamera nicht vollständig erfasst wurde, konnte Guzman durch ein 50 auf 50 Zentimeter grosses Loch im Boden verschwinden. Per Schienentöff wurde er unter den Mauern hindurch aus dem Gefängnis gebracht.

Sein Imperium

1989 gründete Joaquin Guzman aus dem zerfallenen Guadalajara-Kartell das Sinaloa-Kartell. Die Nachrichtendienste der USA bezeichneten es 2010 als die «mächtigste Organisation im Drogenhandel weltweit», es soll bis in 35 Staaten aktiv gewesen sein. Boss El Chapo soll nebst Crystal Meth, Marihuana und Heroin gegen 450 Tonnen Kokain in die USA geschmuggelt haben, zum Teil durch einen klimatisierten Tunnel unter der Grenze hindurch. Sein Führungsstil ist unzimperlich: Gegner räumt er aus dem Weg, verspäteten Drogenkurieren jagt er eine Kugel in den Kopf.

Seine Frauen

Frauen sind seine grosse Leidenschaft. El Chapo ist mit der ehemaligen Miss Emma Coronel Aispuro (29) verheiratet, mit der er Zwillingsmädchen (7) hat. Aispuro ist seine vierte Ehefrau. Mit ihren Vorgängerinnen Alejandrina Maria Salazar Hernandez, Estela Pena und Griselda Lopez Perez hat El Chapo weitere sieben Kinder. Daneben soll er stets zahlreiche Geliebte gehabt haben. Auch im Knast konnte er die Finger nicht von den Frauen lassen. Er schwängerte eine Angestellte, die allerdings das Kind verlor. Für die Affäre mit dem mächtigsten Drogenboss musste die Frau mit dem Leben bezahlen: Mitglieder des verfeindeten Los-Zetas-Kartells töteten sie und ritzten ihr ein «Z» in die Haut.

Sein Netflix-Ärger

Was zieht für eine Serie besser als ein brutaler, raffinierter Drogenboss, der die Behörden immer wieder an der Nase herumführt? Der Streamingdienst Netflix hat zusammen mit dem spanischsprachigen Sender Univision 2017 El Chapo sogar zum Thema einer Serie gemacht. Bisher wurden 34 Episoden in drei Staffeln gedreht. Die Hauptrolle spielt Marco de la O. Der echte El Chapo hat angekündigt, Netflix zu verklagen, da er ungefragt und ohne Bezahlung für die Serie verwendet und er als Person schlecht gemacht werde. (gf)

Seine Ausbrüche

Wie eine Maus fand El Chapo bisher immer wieder einen Weg ins Freie. Nach seiner ersten Verurteilung 1993 wurde er 2001 in einem Wäschewagen versteckt an bestochenen Gefängniswärtern vorbei ins Freie geschoben. Auch nach seiner erneuten Verhaftung 2014 suchte er schon eineinhalb Jahre später das Weite: Seine Helfer hatten einen 1,5 Kilometer langen, belüfteten Tunnel bis zur Dusche in El Chapos Zelle gegraben. Weil die Dusche von der Überwachungskamera nicht vollständig erfasst wurde, konnte Guzman durch ein 50 auf 50 Zentimeter grosses Loch im Boden verschwinden. Per Schienentöff wurde er unter den Mauern hindurch aus dem Gefängnis gebracht.

Sein Imperium

1989 gründete Joaquin Guzman aus dem zerfallenen Guadalajara-Kartell das Sinaloa-Kartell. Die Nachrichtendienste der USA bezeichneten es 2010 als die «mächtigste Organisation im Drogenhandel weltweit», es soll bis in 35 Staaten aktiv gewesen sein. Boss El Chapo soll nebst Crystal Meth, Marihuana und Heroin gegen 450 Tonnen Kokain in die USA geschmuggelt haben, zum Teil durch einen klimatisierten Tunnel unter der Grenze hindurch. Sein Führungsstil ist unzimperlich: Gegner räumt er aus dem Weg, verspäteten Drogenkurieren jagt er eine Kugel in den Kopf.

Seine Frauen

Frauen sind seine grosse Leidenschaft. El Chapo ist mit der ehemaligen Miss Emma Coronel Aispuro (29) verheiratet, mit der er Zwillingsmädchen (7) hat. Aispuro ist seine vierte Ehefrau. Mit ihren Vorgängerinnen Alejandrina Maria Salazar Hernandez, Estela Pena und Griselda Lopez Perez hat El Chapo weitere sieben Kinder. Daneben soll er stets zahlreiche Geliebte gehabt haben. Auch im Knast konnte er die Finger nicht von den Frauen lassen. Er schwängerte eine Angestellte, die allerdings das Kind verlor. Für die Affäre mit dem mächtigsten Drogenboss musste die Frau mit dem Leben bezahlen: Mitglieder des verfeindeten Los-Zetas-Kartells töteten sie und ritzten ihr ein «Z» in die Haut.

Sein Netflix-Ärger

Was zieht für eine Serie besser als ein brutaler, raffinierter Drogenboss, der die Behörden immer wieder an der Nase herumführt? Der Streamingdienst Netflix hat zusammen mit dem spanischsprachigen Sender Univision 2017 El Chapo sogar zum Thema einer Serie gemacht. Bisher wurden 34 Episoden in drei Staffeln gedreht. Die Hauptrolle spielt Marco de la O. Der echte El Chapo hat angekündigt, Netflix zu verklagen, da er ungefragt und ohne Bezahlung für die Serie verwendet und er als Person schlecht gemacht werde. (gf)

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