Mit 100 Prozent der Stimmen wählte die SPD im März Martin Schulz (61) zum neuen Parteipräsidenten. Seine Hauptaufgabe: Angela Merkel (62) vom Thron verdrängen und das Kanzleramt erobern. Die Partei befand sich im Hoch, bei Umfragen holte sie Spitzenwerte.
Doch nun scheint die Luft raus zu sein. Nach dem Saarland und Schleswig-Holstein hat die SPD am Wochenende auch in Nordrein-Westfalen massiv verloren. Es war der brutalste Tiefschlag für Schulz seit der Übernahme des Parteipräsidiums. Auch innerhalb der Partei hat der ehemalige EU-Parlamentspräsident an Rückhalt verloren: Nur noch 67 Prozent der SPD-Anhänger würden ihn am 24. September zum Kanzler wählen.
Warum ist das so? Drei Gründe für seinen Fall:
Vorbeireden: Ein Hauptvorwurf der Wähler ist laut einer Analyse der ARD: «Die SPD sagt nicht genau, was sie für die soziale Gerechtigkeit machen will.» Dem muss sogar Schulz beipflichten: Statt nur zu reden, wolle er die «Zukunftsperspektive präziser beschreiben».
Problemerkennung: Schulz politisiert an den wahren Problemen vorbei. Vor allem braucht es nun Reformen für Hartz-IV-Empfänger und Geringverdiener. Das Ziel muss sein, dass langjährige Hartz-IV-Bezüger in den Arbeitsmarkt integriert werden und dort auch bleiben.
Merkel: Um Kanzler zu werden, muss Schulz an Angela Merkel (62) vorbeikommen. Und das ist äusserst schwer, denn die Kanzlern sitzt nach ihrer Kurskorrektur in der Asylpolitik wieder fest im Sattel. Man kann sogar von einem Merkel-Hype sprechen.