Das Lager stehe südlich der Stadt Mossul, einer ehemaligen Hochburg der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Reuters-Reporter sahen hunderte Frauen und Kinder in dem Lager auf Matratzen in Zelten sitzen. Dort wurde unter anderem türkisch, französisch und russisch gesprochen.
Helfern zufolge kommen viele der Frauen und Kinder nach eigenen Angaben aus Russland, der Türkei und Zentralasien, aber auch aus europäischen Ländern. Die meisten von ihnen hätten sich gemeinsam mit ihren Männern in der Stadt Tal Afar den kurdischen Peshmerga ergeben.
Die Peshmerga hätten dann die Frauen und Kinder an irakische Kräfte übergeben. Die Männer hingegen, die für Kämpfer des IS gehalten wurden, seien von den Peshmerga inhaftiert worden. Peshmerga und die irakische Armee hatten Tal Afar Ende August vom IS zurück erobert.
Unklarheit über Rückkehr
Dem Mitarbeiter des irakischen Geheimdienstes zufolge wird derzeit mit den Botschaften über eine Rückkehr der Frauen und Kinder in ihre mutmasslichen Heimatländer verhandelt. Die meisten hätten aber keine Original-Papiere bei sich.
Aus den Reihen westlicher Länder waren zuletzt Bedenken geäussert worden gegen eine Rückkehr von radikalisierten Kämpfern und ihren Familien nach dem Sturz einiger IS-Hochburgen. Aus Frankreich hatte es im August geheissen, man sei dafür, dass Erwachsene, denen Verbindungen zum IS vorgeworfen würden, im Irak vor Gericht gestellt würden.
Zwei Frauen in dem Camp, mit denen Reuters-Reporter sprechen konnten, gaben an, sie seien von ihren Männern mit in den Irak gebracht worden, als diese sich dem IS angeschlossen hätten. Eine der Frauen sagte, sie sei von ihrem Mann über dessen wahre Absichten getäuscht worden.
Die Frauen und Kinder dürfen das Lager derzeit nicht verlassen. Der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC), eine humanitäre Hilfsorganisation, forderte, der Irak müsse nun schnell klarmachen, was er mit den Frauen und Kindern vorhabe. Gegenwärtig seien sie dort faktisch Gefangene. Sie hätten aber Anspruch auf Schutz, Hilfe und Information. (SDA)