Die Zahlen sind erschreckend: Laut der US-Stiftung Brady zur Verhinderung von Waffengewalt erleiden in den USA jeden Tag durchschnittlich 316 Menschen Schussverletzungen. 106 von ihnen sterben, 210 überleben die Schussverletzungen. Die Stiftung trägt offizielle Zahlen zu Waffenopfern sowie Daten von Notaufnahmen zusammen.
Jedes Jahr sterben in den Vereinigten Staaten damit fast 39'000 Menschen durch Schüsse. Der Anstieg von Waffengewalt im Land ist so dramatisch, dass Präsident Joe Biden (78) Bundestruppen mit der Jagd nach Waffenhändlern beauftragt hat, die etwa sogenannte «Geisterwaffen», also aus Bausätzen zusammengebaute Feuerwaffen, die nicht rückverfolgbar sind, verkaufen. Biden verurteilt Amerikas Waffenproblem als «Epidemie» und «internationale Blamage».
Corona-Krise führt zu mehr Waffengewalt
Seit Beginn der Corona-Pandemie erleben die USA eine Zunahme der Waffengewalt. Die Covid-Krise hat zu mehr Armut, neuer Verwahrlosung und extremen psychischen Belastungen geführt – Mitgründe für den Anstieg der Waffengewalt. Dabei scheint eine einfache Formel zur Anwendung zu kommen: Es ist in den USA einfach, Waffen zu kaufen. Immer mehr Waffen scheinen zu immer mehr Toten zu führen. Demnach gibt es im Land über 400 Millionen Schusswaffen – mehr als die Gesamtbevölkerung von 328 Millionen Menschen.
Mehrere Grossstädte wie Chicago und Washington haben den Anstieg bei Waffendelikten zu einem «öffentlichen Gesundheitsnotstand» erklärt. Unter den Opfern – und Tätern – sind immer öfter auch Kinder. Laut «Spiegel» wurden allein in diesem Jahr mehr als 850 Kinder und Jugendliche erschossen und mehr als 2200 angeschossen. Bei Kindern und Teenagern ist der Tod durch Waffengewalt mittlerweile die zweithäufigste Todesursache nach Verkehrsunfällen. Viele sterben bei Bandenkriegen unter Gleichaltrigen.
Vorstösse von Politikern, Waffenbesitz einzuschränken und zu erschweren, verlaufen zumeist im Sand. Viele Amerikaner erachten den Besitz von Waffen als Tradition und als ihr in der Verfassung verankertes Recht. (kes)