Der Vermissten-Fall rund um die norwegische Millionärsgattin Anne-Elisabeth Falkevik Hagen (damals 68) hat eine dramatische Wende genommen. Eineinhalb Jahre nach ihrem Verschwinden am 31. Oktober 2018 wurde jetzt der Ehemann der Vermissten, der Geschäftsmann Tom Hagen (70), von der Polizei verhaftet.
Der 70-Jährige, dessen Vermögen auf umgerechnet rund 200 Millionen Franken geschätzt wird, wurde am Dienstagmorgen festgenommen, als er um 8.30 Uhr sein Haus in Lørenskog, östlich von Oslo, verliess.
«Neue Phase der Ermittlungen»
«Tom Hagen steht unter dringendem Tatverdacht. Der Verdacht hat sich mit der Zeit verstärkt. Die Verhaftung zeigt, dass wir in einer neuen Phase unserer Ermittlungen sind», sagt die zuständige Kommissarin Ida Melby Øystese an einer Pressekonferenz. Der Tycoon wird verdächtigt in das Verschwinden und den Mord an seiner Frau verwickelt zu sein.
Der Fall von Anne-Elisabeth Falkevik Hagen hat Anfang 2019 weit über Norwegen hinaus für Aufsehen gesorgt. Nicht zuletzt, weil die Polizei die Öffentlichkeit erst am 9. Januar 2019 über das Verschwinden der Millionärsgattin informierte, obschon sie von Anfang an von einer Entführung ausgegangen war.
Polizei geht längst von Mord statt Kidnapping aus
Laut dem Anwalt der Familie, Svein Holden (46), war am 16. Januar 2019 bei der Familie Hagen eine Nachricht eingegangen, wonach die Millionärsgattin gekidnappt wurde. Der Polizei zufolge wurde damals eine Lösegeldforderung in einer Kryptowährung in Höhe von umgerechnet zehn Millionen Franken gestellt.
Bereits im Sommer 2019 erklärte die Polizei, dass die Ermittler nicht länger von einem Kidnapping-Fall, sondern von einem Mord-Fall ausgehen, der jedoch als Entführung vertuscht werden sollte.
Tom Hagen wurde von Polizei abgehört
«Die Kommunikation, die angeblich zwischen Tom Hagen und den Entführern stattgefunden haben soll, verschwand, nachdem man einen Brief mit einer Forderung nach Lösegeld gefunden worden war. Wir sind der Auffassung, dass es keine Entführung gegeben hat und dass es deshalb auch keinen reellen Verhandlungspartner oder Kidnapper gegeben hat. Die ganze Sache ist davon geprägt, dass wir in die Irre geführt werden sollten. Es ist noch zu früh zu sagen, welche Rolle er gespielt hat. Unsere Nachforschungen richten sich nun gegen Tom Hagen», sagt Kommissar Tommy Brøske, Leiter der Soko Hagen, anlässlich der neuerlichen Pressekonferenz, wie die «Bild» schreibt.
Die Festnahme von Tom Hagen kam wohl nicht von ungefähr. Denn laut der norwegischen Tageszeitung «Verdens Gang» wurde das Geschehen in der Familienvilla der Hagens von der Polizei bereits seit dem vergangenen Sommer abgehört. Und nicht nur das – auch das Telefon von Tom Hagen wurde von der Polizei angezapft.
Noch immer ist aber unklar, was mit der Millionärsgattin passiert ist, nachdem sie am Morgen des 31. Oktober aus dem Badezimmer ihrer Familienvilla in Lørenskog verschwunden war. Denn bis heute wurde von von Anne-Elisabeth Falkevik Hagen keine Leiche gefunden. (rad)