Föderl-Schmid (53) stark unterkühlt am Inn gefunden
Vermisste Vize-Chefredaktorin der «SZ» lebt!

Man ging vom Schlimmsten aus – dann die Erleichterung: Am Freitagmorgen wurde die tags zuvor vermisste stv. Chefredaktorin der «Süddeutschen», Alexandra Föderl-Schmid, am Ufer des Inn in Braunau (A) gefunden – lebend! Der Verlag dankt in einem Statement allen Helfern.
Publiziert: 08.02.2024 um 16:44 Uhr
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Aktualisiert: 09.02.2024 um 17:20 Uhr
Am Inn gefunden: Alexandra Föderl-Schmid (53), Chefredaktorin der «SZ».
Foto: imago stock&people
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Thomas BenköJournalist & AI Innovation Lead

Drama um Journalistin Alexandra Föderl-Schmid (53). Am Donnerstagmorgen war die stellvertretende Chefredaktorin der «Süddeutschen» spurlos verschwunden. In einer grossangelegten Suchaktion mit knapp 100 Einsatzkräften und Dutzenden Booten wurde sie im Innviertel an der bayerisch-oberösterreichischen Grenze gesucht. Die Polizei ging von Suizidgefahr aus.

Dann am Freitagvormittag die frohe Nachricht: Föderl-Schmid lebt! Sie wurde laut der «Passauer Neuen Presse» von der Polizei stark unterkühlt unter einer Brücke bei Braunau am Inn (A) gefunden. Sie wurde umgehend in ein Spital eingeliefert.

Zuvor hat die Freiwillige Feuerwehr Braunau in einem Bootshaus eigens eine Einsatzzentrale eingerichtet.

Föderl-Schmid steckt mitten in einem Plagiatsskandal. Ihre Artikel und Doktorarbeit stehen unter Plagiatsverdacht, was zu einer internen Untersuchung durch die «Süddeutsche Zeitung» führte. Die 53-jährige Journalistin hatte sich daraufhin aus dem operativen Geschäft zurückgezogen. Am Vorabend ihres Verschwindens meldete die «Sueddeutsche» zudem, dass der frühere «Spiegel»-Chefredakteur Steffen Klusmann die möglicherweise abgekupferten Artikel untersuchen soll. In seine Zeit beim «Spiegel» fiel auch die Aufarbeitung der Relotius-Texte.

Abschiedsbrief gefunden

An der Suchstelle am Fluss wurden am Donnerstag persönliche Gegenstände und ein Auto, das ihr gehört, gefunden. Brisant: Die Polizei entdeckte auch einen Abschiedsbrief.

Die Plagiatsgeschichte sorgte in den letzten Tagen in Deutschland für mächtig Wirbel – vor allem, weil «Nius»-Chefredaktor Julian Reichelt (Ex-«Bild»-Chef) das Gutachten in Auftrag gegeben hat, das ihre Doktorarbeit unter die Lupe nahm. 

Tweet von Plagiatsjäger Weber

Reichelt hat den österreichischen Plagiatsjäger Stefan Weber mit der Durchleuchtung der Doktorarbeit beauftragt. Von diesem Weber, der als User @SprachPhilo auf Twitter bzw. X unterwegs ist, kursierte am Donnerstagabend plötzlich ein Twitter-Screenshot.

«
«Ich habe viel über Medien, Mechanismen, Menschen und Geschäfte gelernt. Zumindest diese Jagd ist vorbei…»
Föderl-Schmid in einer E-Mail an Plagiatsjäger Weber
»

Darin steht: «Alexandra Föderl-Schmid schickte heute mir und einem Journalistenverteiler diese Mail. Ich bin gespannt, was ‹vorbei› ist und wer hier genau wen ‹jagt›.»

Darunter prangte ein Screenshot von Föderl-Schmids Nachricht: «Ich habe viel über Medien, Mechanismen, Menschen und Geschäfte gelernt. Zumindest diese Jagd ist vorbei.»

Tweetzeit: Donnerstag, 8. Februar, 9.16 Uhr. Mittlerweile ist der Tweet in Webers Timeline nicht mehr auffindbar. Aber der Plagiatsjäger bestätigt gegenüber Blick die Echtheit.

Mittlerweile gelöschter Post von Stefan Weber alias @SprachPhilo.
Foto: Schreenshot Blick

«Ich habe das Posting um circa 9 Uhr veröffentlicht. Um circa 11 Uhr bekam ich den ersten Anruf der Polizei. Dann habe ich diesen und andere Postings unverzüglich gelöscht», schreibt Weber. «Ich deutete den Inhalt in der Art, dass heute Unterlassungsklagen von Frau Föderl-Schmid eintreffen werden. Nie im Leben hätte ich an das gedacht, was nun bekannt ist.»

«Erleichterung nach bangen Stunden»

Am Freitagabend meldete sich dann der Verlag der «Süddeutschen» offiziell zu Wort. In einer Mitteilung heisst es: «Redaktion und Verlag der Süddeutschen Zeitung sind überaus erleichtert und froh, dass ihre seit Donnerstagmorgen als vermisst gemeldete stellvertretende Chefredakteurin Alexandra Föderl-Schmid von der Polizei im österreichischen Braunau aufgefunden wurde. Sie wurde mit Unterkühlungen ins Krankenhaus gebracht. Aus Rücksicht auf unsere Kollegin und ihre Familie wird sich die Redaktion vorerst nicht zu dem Fall äussern.

Redaktion und Verlag der Süddeutschen Zeitung stehen im engen Kontakt mit der Familie, um diese gegebenenfalls zu unterstützen. Unser Dank gilt der Polizei und allen Helfern, die an der Suche beteiligt waren. Redaktion und Verlag sind ebenso dankbar für die Anteilnahme vieler Leserinnen und Leser und bitten um Verständnis, dass wir nach bangen Stunden der Ungewissheit und Momenten der Erschütterung zum jetzigen Zeitpunkt nur unsere Erleichterung zum Ausdruck bringen.»

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Diese Stellen sind rund um die Uhr für Menschen in suizidalen Krisen und für ihr Umfeld da:

Adressen für Menschen, die jemanden durch Suizid verloren haben

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