Drama im Jemen
Über 90 Tote nach Luftangriff auf Trauerfeier

Bei einem Luftangriff auf eine Trauergesellschaft in Jemens Hauptstadt Sanaa sind mindestens 90 Menschen gestorben und mehr als 550 verletzt worden. Verantwortlich für die Attacke war das saudisch geführte sunnitische Bündnis
Publiziert: 08.10.2016 um 22:44 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 13:05 Uhr
Soldaten und Helfer untersuchen die Folgen des verheerenden Luftschlages.
Foto: AP Photo/Osamah Abdulrhman

Bei einem der verheerendsten Luftangriffe im jemenitischen Bürgerkrieg sind mindestens 90 Menschen gestorben. Zudem sind bei dem Bombardement auf eine Trauergesellschaft in Jemens Hauptstadt Sanaa am Samstag mehr als 550 Menschen verletzt worden.

Das teilte ein Mitarbeiter des Gesundheitsministeriums laut Nachrichtenagentur Saba mit. Die Agentur wie auch das Gesundheitsministerium unterstehen den schiitischen Huthi-Rebellen, die gegen die international anerkannte Regierung des Landes kämpfen.

Über 400 Menschen behandelt

Saba zufolge ist das saudisch geführte sunnitische Bündnis für die Attacken auf die Trauerhalle verantwortlich. Sie fliegt als einzige Macht im Jemen Angriffe. Die Koalition selbst bestritt Medienberichten zufolge, in der Region Einsätze geflogen zu sein.

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen (MSF) teilte mit, in den MSF-unterstützten Krankenhäusern Sanaas seien mehr als 400 Menschen behandelt worden. Das internationale Komitee vom Roten Kreuz im Jemen kündigte Hilfe an. Unter anderem würden 300 Leichensäcke zur Verfügung gestellt. Unter den Toten und Verletzten sollen auch ranghohe Funktionäre der Huthi-Rebellen sein.

Im Internet kursierende Aufnahmen, deren Echtheit sich zunächst nicht unabhängig überprüfen liess, zeigten eine zerstörte Halle, aus der Flammen schlugen. Sirenen heulten, Menschen riefen durcheinander

Diplomatische Lösung in weiter Ferne

Jemens Hauptstadt Sanaa ist seit September 2014 unter der Kontrolle der Huthis, die gegen Truppen der Regierung von Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi kämpfen. Die Angriffe des saudischen Bündnisses hatten im März 2015 begonnen und trafen neben Huthi-Stellungen immer wieder auch humanitäre Einrichtungen, Märkte oder Hochzeitsgesellschaften. Viele Unbeteiligte wurden dabei getötet.

Ärzte ohne Grenzen hatte kürzlich ihr Personal aus dem Norden des Landes abgezogen und als Gründe «willkürliche Bombardements» und «unzuverlässige Zusicherungen» des Militärbündnisses angeführt.

Die USA stützen den Kurs Saudi-Arabiens und verlangen von den Huthis, sich aus den grossen Städten im Jemen zurückzuziehen sowie ihre Waffen abzugeben. US-Aussenminister John Kerry hatte trotz der Vielzahl getöteter Zivilisten gesagt, das militärische Vorgehen Riads sei eine Antwort auf die Gewalt aus dem bitterarmen Nachbarland.

Die Huthis hatten vor wenigen Tagen einen eigenen Ministerpräsidenten ernannt. Mit diesem Schritt rückte nicht nur eine diplomatische Lösung in weite Ferne. Es wurde auch befürchtet, dass sich der militärische Konflikt mit der Regierung von Präsident Hadi weiter verschärfen könnte. Friedensgespräche der Konfliktparteien waren im August gescheitert. (SDA)

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