Bei einem Brand bei einer Hochzeitsfeier im Irak sind mindestens 114 Menschen ums Leben gekommen und 200 weitere verletzt worden. Das sagte der Gouverneur der nördlichen Provinz Ninive, Nadschim al-Dschaburi, in der Nacht zum Mittwoch. Es handele sich um eine «vorläufige Bilanz». Der Sprecher des irakischen Gesundheitsministeriums, Saif al-Badr, bestätigte die Opferzahlen. Möglicherweise wurde der Brand durch Feuerwerkskörper ausgelöst.
Ahmed Dubardani, Vize-Leiter der dortigen Gesundheitsbehörde, sprach dem TV-Sender Rudaw zufolge von 500 Verletzten. Auf Bildern der Katastrophe war eine eingestürzte und ausgebrannte Halle im Ort Al-Hamdanija zu sehen.
Mindestens neun MItarbeiter wurden laut «Aljazeera» von Sicherheitskräften der Provinz Ninive festgenommen. Sie sollen für die VErwaltung der Einrichtung verantwortlich gewesen sein. Auch werde mit den Behörden in der Region Kurdistan zusammenarbeiten, um den Eigentümer der Halle festzunehmen. Ein Untersuchungsausschuss die genauen Umstände des Unglücks ermitteln.
«Sie tanzten zu Kerzenlicht»
Auf Videos in sozialen Medien, die Momente vor dem Brand zeigen sollen, fallen brennende Teile der Raumverkleidung von der Decke. Hochzeitsgäste springen von Tischen auf und versuchen, sich in Sicherheit zu bringen. Das Hochzeitspaar auf der Tanzfläche wirkt wie unter Schock. Auf anderen Videos ist die Hochzeitsgesellschaft noch kurz zuvor beim Tanzen und plaudernd an Tischen zu sehen. Überlebende sagten im Fernsehen anschliessend, das Brautpaar sei nicht getötet worden. Es befinde sich aber in «kritischer psychischer Verfassung».
Die Cousine des Bräutigams beschrieb die Momente im örtlichen Fernsehsender Al-Mauslija vom Krankenbett aus. «Sie (das Paar) tanzten langsam, während Kerzen warmes Licht abgaben», sagte die Frau, gehüllt in eine Decke, während ihre Schminke und glitzerndes Ballkleid an die Nacht erinnerten. «Als wir sahen, dass die Decke brannte, sind wir alle davongelaufen.» Augenzeugen sagten später, das Brautpaar habe überlebt.
Kein Schutzkonzept
«Der Brand führte zum teilweisen Einsturz der Halle, weil hoch entzündbare, billige Baustoffe genutzt wurden, die bei einem Feuer innerhalb von Minuten kollabieren», teilte die Zivilschutzbehörde mit. Die Verwendung der Materialien habe gegen Sicherheitsauflagen verstossen, zudem habe die Halle kein vorgeschriebenes Alarmsystem gehabt. Auch laut Innenministerium führte die Kombination aus Feuerwerk, leicht brennbaren Baustoffen und Verstössen gegen Sicherheitsauflagen zu dem Notfall.
Rettungskräfte suchten unter Trümmern der Halle nach Überlebenden. Zahlreiche Menschen versammelten sich nachts vor dem Unglücksort.
Iraks Ministerpräsident Mohammed al-Sudani (53) wies das Innen- und das Gesundheitsministerium an, den Betroffenen alle mögliche Hilfe zur Verfügung zu stellen. (SDA/neo)