Gerade einmal gut ein Monat war Emmanuel Macron (39) im Amt, als die Einladung aus dem Elysée-Palast ins Bundeshaus flatterte. Am Dienstag nun ist es so weit: Frankreichs Präsident empfängt Bundespräsidentin Doris Leuthard (54) zum einstündigen Gespräch. Am Nachmittag steht zudem ein Treffen mit Premier Edouard Philippe an.
Für die schweizerisch-französischen Beziehungen ist der Termin ein hoffnungsvolles Zeichen. Als Macrons Vorgänger François Hollande 2012 gewählt wurde, verging über ein halbes Jahr bis zum ersten Treffen mit der damaligen Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf. Als «ziemlich verkrampft» hatte diese die Beziehungen damals bezeichnet. Und das war noch freundlich ausgedrückt angesichts des Steuerstreits, der zwischen Frankreich und der Schweiz tobte.
Im Gegensatz zu Widmer-Schlumpf reist Leuthard mit deutlich leichterem Gepäck nach Frankreich. Der Steuerstreit ist einigermassen überwunden, der Knatsch um den Flughafen Basel-Mulhouse offiziell beigelegt.
Konfliktpotenzial bietet dafür das EU-Dossier. Leuthard wird versuchen, Macron Verständnis für die Position der Schweiz abzuringen. Für die Bundespräsidentin eine einmalige Chance, ihre aussenpolitischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Schliesslich wird mit dem Rücktritt Burkhalters das Aussenministerium frei – und als Amtsälteste hat Leuthard Vorrang bei der Departementswahl.