Wie schwul ist die katholische Kirche? Der brasilianische Dokumentarfilmer Dener Giovanini (47) wollte es wissen. Er hat den Schauspieler Darico Macedo im Internet losgeschickt – als Lockvogel für die virtuelle Liebe. Macedos Auftrag: katholische Priester anmachen.
500 Stunden Film-Material hat das Duo zusammenbekommen. Es sind Webcam-Sessions mit Geistlichen aus 30 Ländern. Zu sehen sind da etwa Bischöfe, die sich an heilige Figuren anlehnen, während sie masturbieren. Eine Szene zeigt einen Bischof in roter Damenunterwäsche, ein hohes Mitglied des Klerus bittet Darico, auf ihn zu urinieren. Die Priester nutzen für die virtuellen Sexabenteuer auch Sakristeien des Vatikans.
Der Dokumentarfilm mit dem Titel «Amores Santos» («Heilige Liebe») ist zwar noch nicht fertiggeschnitten. Giovanini geht trotzdem schon an die Öffentlichkeit. Grund ist die Bischofssynode, die am Wochenende zu Ende ging und das Schwulsein wiederum verdammte. Sein Dok sei ein Film gegen die Heuchelei und die Doppelmoral.
«Ich dachte, es würde schwierig werden, das Vertrauen der Männer zu gewinnen», sagt Schauspieler Darico einem brasilianischen Blog. «Doch das Gegenteil war der Fall.»
Alle Kontakte und ihre Profile wurden minutiös verifiziert, um Fakes auszuschliessen. Die Namen der Geistlichen sind bekannt, werden aber im Film nicht genannt, ihre Gesichter werden verpixelt.
Giovanni lässt im Film auch Schwule zu Wort kommen, die aus religiösen Gründen verfolgt und von der Kirche verbannt wurden, er zeigt etwa schwule Familienväter, die deswegen ihre Kinder verloren haben
Dass sein Unterfangen nicht ungefährlich ist, hat der Regisseur inzwischen auch erkannt. Er hat dafür gesorgt, dass Material nicht verlorengehen kann.
Er hat mehrere Sicherheitskopien angefertigt und ausser Landes gebracht. Wann und wo der Film zu sehen sein wird, ist noch offen.