Diplomatische Kooperation bald vorbei?
USA und Russland im Streit über Syrien unversöhnlich

Bern – Mit der diplomatischen Kooperation zwischen den USA und Russland könnte es bald vorbei sein. Die USA drohen offen, die Zusammenarbeit in der Syrien-Frage zu beenden. Wegen des Streits ist auch der Weltsicherheitsrat blockiert.
Publiziert: 30.09.2016 um 05:27 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 13:57 Uhr
Dieses Foto einer Hilfsorganisation zeigt das Ausmass der Zerstörung nach schweren Luftangriffen auf Aleppo. Doch die Hoffnung auf Hilfe für die Menschen schwindet. (Archiv)
Foto: KEYSTONE/AP Syrian Civil Defense White Helmets/UNCREDITED

In der festgefahrenen diplomatischen Krise zwischen Russland und den Vereinigten Staaten zur Syrien-Frage gibt es keine Bewegung. US-Aussenminister John Kerry sagte am Donnerstag (Ortszeit), die USA befänden sich «an der Grenze zum Abbruch der Kooperation» mit Russland in der Syrienfrage. Moskau konterte, ein solcher Schritt würde einzig und allein den Terroristen nützen.

Angriffe sind «barbarisch»

US-Präsident Barack Obama und Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilten die Luftangriffe der syrischen und russischen Luftwaffe auf Aleppo als «barbarisch». Sie seien sich darüber einig,dass die Regierungen in Damaskus und Moskau eine «besondere Verantwortung» trügen, «die Kämpfe in Syrien zu beenden». Dies teilte das Weisse Haus am Donnerstagabend in Washington nach einem Telefonat von Obama und Merkel mit.

Trotz der Eskalation des Kriegs mit massiven Angriffen auf die Grossstadt Aleppo zeigte sich auch der UNO-Sicherheitsrat bei dem Thema erneut uneins. «Wir sind zu keinen Schlussfolgerungen gekommen», sagte der neuseeländische UNO-Botschafter und derzeitige Ratsvorsitzende Gerard van Bohemen nach einer Sitzung des Gremiums.

Noch nie etwas Vergleichbares

Zuvor hatte UNO-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien das Gremium in New York gewarnt, Aleppo erlebe derzeit eine humanitäre Katastrophe «wie sie in Syrien noch nicht erlebt worden ist».

Aleppo hatte in den vergangenen Tagen die heftigsten Angriffe der syrischen und russischen Luftwaffe seit Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2011 erlebt. In den Rebellengebieten dort sind bis zu 300'000 Menschen eingeschlossen.

Der russisch-amerikanische Austausch hatte vor allem nach einem Angriff auf einen UNO-Hilfskonvoi gelitten, für den die USA Russland zumindest mitverantwortlich machen.

Kerry und sein russischer Kollege Sergej Lawrow telefonierten am Donnerstag erneut. «Wir wollen, dass die Bombardements aufhören und dass humanitäre Hilfe hineinkommt», sagte Kerrys Sprecher.

Russland kritisiert US-Haltung

Russland kritisiert seinerseits die US-Haltung seit Tagen scharf. Das Aussenministerium in Moskau wirft Washington unter anderem vor, mit der Syrien-Politik innenpolitische Ziele zu verfolgen. Unter anderem sei Washington nicht bereit, sich von terroristischen Gruppen unter den Rebellen zu distanzieren.

«Das beste Geschenk für Terroristen wäre ein Abbruch der Kooperation in der Syrienfrage», sagte Russlands Aussenamtssprecherin Maria Sacharowa. »Wenn Washington seine Drohungen umsetzt, wäre das ein grosser Feiertag für Terroristen.«

»Die Amerikaner haben nichts zur Eindämmung der Gewalt in Syrien getan. Und nun versuchen sie, die Schuld dafür Moskau und Damaskus in die Schuhe zu schieben«, sagte der Chef des Auswärtigen Ausschusses im russischen Föderationsrat, Konstantin Kossatschjow.

Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel äusserte sich in einem Telefonat mit Russlands Präsident Wladimir Putin «äusserst besorgt» angesichts der katastrophalen humanitären Lage und forderte Putin auf, alles zu versuchen, um die Lage der Zivilbevölkerung zu verbessern, wie ein Regierungssprecher in Berlin mitteilte. (SDA/stj)

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