Diktator Assad behauptet
«Wenn mein Abgang die Lösung ist, werde ich nicht zögern»

Er führt Krieg gegen sein eigenes Land und hat sich Russland zur Unterstützung mit ins Boot geholt. Syriens Präsident Baschar al-Assad (50) sagt in einem TV-Interview, sein Volk wolle ihn an der Regierungsspitze sehen. Den Schwarzen Peter schiebt er dem Westen zu.
Publiziert: 06.10.2015 um 11:40 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:25 Uhr
Der syrische Präsident Baschar al-Assad.
Foto: KEYSTONE/EPA/SANA

Seit über vier Jahren führt der syrische Präsident Baschar al-Assad (50) Krieg gegen sein eigenes Volk. Über 220'000 Menschen sind gestorben, knapp zwölf Millionen Syrer sind auf der Flucht. Mit Fassbomben macht seine Luftwaffe Jagd auf Rebellen. Und bei einem Giftgasangriff in der Nähe von Damaskus kamen 2013 1400 Menschen ums Leben – auch dafür soll Assad verantwortlich sein.

Verantwortung will der Machthaber dafür keine übernehmen. Alles nicht seine Schuld, sondern jene des Westens, insbesondere die der USA. Westliche Mächte wollten «die Infrastruktur von Syrien zerstören und ein grosses Blutvergiessen anrichten», sagt Assad im iranischen «Khabar TV». Die syrische Nachrichtenagentur Sana hat das Interview in voller Länge abgedruckt. 

Westlichen Standpunkten dürfe man keinen Glauben schenken, egal ob die Positionen positiv oder negativ seien. Langsam würden sich die propagierten Lügen des Westens auflösen: «Man kann sein Volk nicht jahrelang anlügen. Das kannt man vielleicht für eine beschränkte Zeit», sagt er.

Russland – «Hilfe von Freunden»

Der Westen ist überzeugt, dass es kein friedliches Syrien geben wird, solange Assad an der Macht ist. Syriens Politik sei eine landesinterne Angelegenheit, hält dieser dagegen: «Kein ausländischer Amtsträger kann über die Zukunft von Syrien entscheiden und auch nicht darüber, welches Individuum Syrien regieren soll.»

«Wenn das syrische Volk entscheidet, dass jemanden bleiben soll, dann bleibt er; und wenn das syrische Volk entscheidet, dass jemand gehen soll, dann geht er unverzüglich.» Die Entscheidung liege einzig beim Volk. «Vergangenes Jahr waren Wahlen», sagt Assad. Und: «Wenn mein Abgang die Lösung ist, werde ich nicht zögern, abzutreten.»

Man habe sich seit Beginn der Krise dafür entschieden, die Probleme «unabhängig» zu lösen. Aber: «Wir möchten Hilfe von unseren Freunden; und das bietet – zusammen mit anderen Ländern der Welt – der Iran an und das bietet Russland an», sagt Assad. Wladimir Putin fliegt seit dem vergangenen Mittwoch Luftschläge in Syrien. «Diese Allianz sollte erfolgreich sein, ansonsten wird Zerstörung das Schicksal der gesamten Region sein, nicht nur das von ein oder zwei Ländern», warnt Assad.

Moskau steht in der Kritik, seine Militärjets würden sich auf von Rebellen kontrollierte Gebiete konzentrieren. Russland verneint – man richte sich gegen terroristische Organisationen. Man werde künftig aber strategisch wichtige Ziele der Terrormiliz Islamischer Staat IS «noch intensiver» bombardieren.

Das militärische Eingreifen Russlands in den langjährigen Konflikt wird im Westen weniger als Versuch gesehen, den IS zu bekämpfen, als vielmehr dem verbündeten syrischen Machthaber Baschar al-Assad und seiner nach jahrelangen Kämpfen ausgelaugten Armee den Rücken zu stärken. Die Allianz mit Assad bietet für Russland die Möglichkeit der Einflussnahme im Nahen Osten. (lex)

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