Das erste Opfer in der jüngsten Tortenoffensive ist Beatrix von Storch (45). Die stellvertretende Vorsitzende der AfD wurde Ende Februar an einer Parteisitzung von einem als Clown verkleideten Mann überrascht. Dieser trat «Happy Birthday» singend in den Raum und ging nahe ihres Tisches zum Angriff über.
Von Storch reagierte mit Humor: «Das nächste Mal aber lieber Erdbeerkuchen. Sahne macht doch dick.» Hinter dem Attentat steckt eine Berliner Künstlergruppe.
Angriffe auch auf Linke
Es trifft aber nicht nur die Rechten. Die Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht (46) wurde am 28. Mai auf dem Bundesparteitag in Magdeburg mit einer Schoggitorte angegriffen. Die Täter aus linksextremen Kreisen nahmen es ihr übel, dass sie sich mit der Pegida zu Gesprächen treffen wollte.
Der neueste Fall: Am Dienstagabend wurde Thilo Sarrazin (71) in einer Buchhandlung in Düsseldorf Opfer einer Tortenattacke. Der Volkswirtschaftler und ehemalige SPD-Politiker wollte vor Publikum seine Lesung aus seinem Buch «Wunschdenken» beginnen, als ein junger Mann eine Sahnetorte gegen ihn warf.
Ein Sicherheitsangestellter konnte verhindern, dass Sarrazin getroffen wurde. Er überwältigte den Täter und übergab ihn der Polizei. Sarrazin hatte sich kritisch unter anderem über die grosse Zuwanderung und den Euro geäussert.
Belgier gilt als Vater des politischen Tortenwurfs
Angriffe mit Torten sind nicht neu. Vater des politisch motivierten Tortenwurfs ist der belgische Komiker Noël Godin (70). 1969 bewarf er die französische Schriftstellerin und Filmregisseurin Marguerite Duras (1914-1996). Das Medienecho beflügelte Godin: Er machte den Tortenwurf zu seinem Markenzeichen und nahm in den folgenden Jahren Prominente wie Microsoft-Boss Bill Gates (60) und Frankreichs ex-Präsident Nicolas Sarkozy (61) ins Visier.
Godin hat auf der ganzen Welt zahlreiche Nachahmer und Anhänger gefunden, die mögliche Opfer auskundschaften und ihn unterstützen. Er bezeichnet seine Gruppe als gewaltfrei und schreibt aus Sicherheitsgründen vor: Wurftorten dürfen nur aus Rahm und weichem Biskuit-Kuchen bestehen.
«Die Stimme der Stimmlosen»
In der Psychologie gilt der Tortenwurf als eine niederträchtige Methode des Protests. Reinhard Felix-Lustenberger (53), Mitglied der Mediengruppe des Verbands Psychotherapeuten Zentralschweiz: «Ein Angriff mit einer Torte ist ein Ausdruck von Gewalt. Es ist die Stimme der Stimmlosen – ein Mittel von Leuten, welche die Meinungsfreiheit einschränken wollen. Sie sind einer Demokratie nicht würdig.»
Im Orient gelten Schuhwürfe als ein Zeichen grosser Verachtung. Felix: «Tortenwürfe sind aber noch medienwirksamer, weil sie Spuren hinterlassen.»