Finne will längsten Tunnel der Welt bauen
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Er erfand schon Angry Birds:Finne will längsten Tunnel der Welt bauen

Dieser schräge Vogel will den Gotthard entthronen
Angry-Birds-Erfinder plant längsten Tunnel der Welt

Ein Finne will dem Gotthardtunnel den Rekord abjagen. Peter Vesterbacka, Schöpfer von Angry Birds, plant einen 103 Kilometer langen Meerestunnel von Helsinki nach Tallinn. Ehrgeizig ist auch sein Zeitplan: Der Tunnel soll an Weihnachten 2024 eröffnet werden.
Publiziert: 02.01.2019 um 21:43 Uhr
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Aktualisiert: 03.01.2019 um 14:53 Uhr
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Tausendsassa mit tausend Ideen: Peter Vesterbacka aus Finnland.
Foto: Getty
Guido Felder

Roter Pulli mit Kapuze und einem frechen Vogel auf der Brust: Es gibt kaum ein Bild, auf dem der Finne Peter Vesterbacka in anderen Kleidern abgebildet ist. Der 50-Jährige zeigt rund um die Uhr mit Stolz, was die von ihm gegründete Firma Rovio Entertainment erfunden hat: das Computerspiel Angry Birds (zornige Vögel), bei dem rote Vögel mit Schleudern auf diebische Schweine schiessen. Das Game ist in verschiedenen Versionen weltweit schon über vier Milliarden Mal heruntergeladen worden, der Marktwert von Rovio durchbrach die Milliarden-Dollar-Grenze.

Mit ihrer Eigenwilligkeit gelten die Finnen an und für sich schon als verrückt. Der in der Hafen- und Industriestadt Pori aufgewachsene Peter Vesterbacka aber toppt sie alle: «Mighty Eagle» (mächtiger Adler), wie ihn seine Landsleute nach dem stärksten aller Vögel in seinem Game auch nennen, sorgt mit verrückten Ideen immer wieder für Aufsehen.

Längster Tunnel der Welt

Seit Vesterbacka die virtuelle Welt von Rovio 2016 verlassen hat, tüftelt er an einem spektakulären Projekt für die reale Welt. Unter dem Finnischen Meerbusen hindurch will er von Finnlands Hauptstadt Helsinki zur estnischen Hauptstadt Tallinn in Rekordzeit einen 103 Kilometer langen Eisenbahn-Tunnel bauen. Es wäre mit Abstand der längste Tunnel der Welt und würde den 57 Kilometer langen Gotthard-Basistunnel auf Platz zwei verdrängen!

In Tallinn gäbe es direkten Bahn-Anschluss an die geplante Linie der Rail Baltica, die durch das Baltikum über Polen nach Deutschland führen wird. Der Hochgeschwindigkeitszug unter dem Finnischen Meerbusen würde die Reisezeit vom Flughafen Helsinki zum Flughafen Tallinn auf nur noch 20 Minuten verkürzen. Die Fähre braucht heute von Küste zu Küste rund zwei Stunden.

Der Tunnel würde aber nicht nur den Finnen einen neuen Anschluss an Europa und Asien geben, sondern auch den Europäern einen neuen Zugang zu Asien: Kein europäisches Land liegt flugtechnisch näher zu China, Indien und Japan als Finnland.

Der Tunnel (rot) soll Finnland an die Rail Baltica und somit näher an Europa anbinden.
Foto: Blick Grafik

Bis Weihnachten 2024 fertig

Vesterbacka konkurriert damit ein staatliches Projekt, das die beiden Städte bis 2040 ebenfalls mit einem Meerestunnel verbinden soll. Doch sind die Behörden mit ihrem auf 16 Milliarden Euro geschätzten Projekt «FinEst Link» erst in der Vorplanungsphase. Vesterbackas «FinEst Bay Area» ist schon viel weiter. Zu BLICK sagt der Tüftler: «Ich werde meinen Tunnel am 24. Dezember 2024 fertig gebaut haben.»

Dieses horrende Tempo soll durch das weltweit grösste Start-up-Treffen «Slush» ermöglicht werden, das ebenfalls Tausendsassa Peter Vesterbacka gegründet hat und inzwischen in Finnland, Japan, China und Singapur stattfindet. Vesterbacka: «Wir können nicht sechs Jahre planen. Wir werden viele Arbeiten gleichzeitig ausführen.»

Monsterbohrer aus China

Vesterbacka wäre nicht nur schneller, sondern mit Kosten von 15 Milliarden Euro auch billiger als das staatliche Projekt. Sein Tunnel soll von privaten Investoren bezahlt werden, die er zurzeit vor allem in China sucht. Dazu hat er extra Mandarin gelernt, denn: «Wenn man die Chinesen um 15 Milliarden bittet, ist es nur höflich, dies in ihrer eigenen Sprache zu tun.» Ihnen verspricht er, dass das Bauwerk spätestens in 37 Jahren amortisiert sei. 

Träumender Tausendsassa

Peter Vesterbacka sorgt in Finnland nicht nur mit seinem roten Puli für Aufsehen. Er hat an mehreren Orten seine Finger drin, kreiert nach Angry Bird mit seiner neuen Firma Lightneer weitere Games und animiert mit seiner Fun Academy Kinder zum Lernen. Vesterbacka arbeitete anfänglich nach einem abgebrochenen Marketingstudium bei Hewlett-Packard.

Mit seinem Innovationsgeist landet der Vater zweier Kinder (15 und 13) bei internationalen Ratings auf den obersten Plätzen. Das «Time Magazine» setzte ihn 2011 auf Platz sieben der 100 einflussreichsten Personen weltweit – unmittelbar hinter Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und vor der deutschen Kanzlerin Angela Merkel. Das Magazin «Politico» betrachtet Vesterbacka als einen der 28 wichtigsten Europäer, die 2019 von sich reden machen werden, auch wenn es ihn in die Kategorie der «Träumer» einteilt.

Träumer? Vesterbacka hält unbeirrt an seinem ehrgeizigen Ziel fest und sagt gegenüber BLICK: «Wir brauchen Träume, damit wir Ziele erreichen können.» (gf)

Peter Vesterbacka sorgt in Finnland nicht nur mit seinem roten Puli für Aufsehen. Er hat an mehreren Orten seine Finger drin, kreiert nach Angry Bird mit seiner neuen Firma Lightneer weitere Games und animiert mit seiner Fun Academy Kinder zum Lernen. Vesterbacka arbeitete anfänglich nach einem abgebrochenen Marketingstudium bei Hewlett-Packard.

Mit seinem Innovationsgeist landet der Vater zweier Kinder (15 und 13) bei internationalen Ratings auf den obersten Plätzen. Das «Time Magazine» setzte ihn 2011 auf Platz sieben der 100 einflussreichsten Personen weltweit – unmittelbar hinter Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und vor der deutschen Kanzlerin Angela Merkel. Das Magazin «Politico» betrachtet Vesterbacka als einen der 28 wichtigsten Europäer, die 2019 von sich reden machen werden, auch wenn es ihn in die Kategorie der «Träumer» einteilt.

Träumer? Vesterbacka hält unbeirrt an seinem ehrgeizigen Ziel fest und sagt gegenüber BLICK: «Wir brauchen Träume, damit wir Ziele erreichen können.» (gf)

Die Grabarbeiten will Vesterbacka ebenfalls grösstenteils den Chinesen überlassen, die mit zwölf Monster-Bohrern mit einem Durchmesser von je 17 Metern gleichzeitig an den Vortrieb gehen sollen. Im Vergleich: Die Bohrer des Gotthard-Basistunnels massen nur gerade 9,5 Meter. Aus dem Aushub soll vor beiden Hauptstädten je eine Insel aufgeschüttet werden – jene in Helsinki, 15 Kilometer vom Festland entfernt, böte 50'000 Personen neuen Wohnraum.

Gotthard-Ingenieure am Werk

Für sein Jahrhundertwerk zieht Vesterbacka aber auch Ingenieure der Firma Pöyry bei, die schon am Gotthard-Basistunnel mitgewirkt haben. Das finnische Unternehmen beschäftigt allein in der Schweiz 600 Mitarbeiter und baut hier auch an andern Tunnelprojekten und Kraftwerken. Den Gotthard selbst hat «Mighty Bird» bisher noch nicht besichtigt. Was sich aber bald ändern soll. Vesterbacka zu BLICK: «Ich will das eindrückliche Bauwerk noch besuchen, bevor es nicht mehr der längste Tunnel der Welt ist.»

Die finnischen und estnischen Behörden bewundern offen den Enthusiasmus Vesterbackas, projektieren aber unbeirrt ihre Variante weiter. Eva Killar von der Verkehrsentwicklung der estnischen Regierung, sagte in Medien über Vesterbackas Fahrplan nur: «2024 ist sehr, sehr optimistisch.»

Ist Vesterbackas Projekt überhaupt realistisch? Der verrückte Vogel hat keine Zweifel: «Wir haben soeben von der ARJ Holding in Dubai 100 Millionen Euro erhalten, mit denen wir nun in die Detailplanung steigen.»

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