Diese Frage ist nicht so simpel, wie sie scheint
Welcher Berg ist der höchste der Welt?

Everest, Chimborazo oder Mauna Kea. Gleich drei Berge können den Rekord des höchsten Punktes für sich beanspruchen. Je nachdem, wie man misst.
Publiziert: 01.12.2015 um 09:45 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:55 Uhr
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Der Mount Everest im Himalaya ist 8848 Meter hoch. Doch reicht es für den Titel?
Foto: Reuters

Das Guinness-Buch der Rekorde ist voll von Superlativen: der kleinste Mensch, das längste Sandwich, die grösste Pizza, das schnellste Tier. Die Bestimmung dieser Rekord-Halter scheint einfach. Messband setzen, Stoppuhr starten und fertig.

So scheint auch klar, welcher der höchste Berg der Welt ist. Oder? Doch so einfach ist es nicht. Denn die Höhe ist abhängig vom Referenzrahmen. Laut Forbes muss erst geklärt werden, wo die Messung anzufangen hat.

Um die Grösse eines Menschen zu messen, fängt man beim untersten Teil des Körpers an. Doch wo liegt der unterste Punkt beim Berg?

Vom Meeresspiegel aus gemessen

Die meisten denken an diesen weltberühmten Riesen, wenn es um den höchsten Berg geht: den Mount Everest im Himalaya. Wenn bei der Messung der Meeresspiegel der tiefste Punkt ist, dann ist er mit 8'848 Metern über Meer der grösste Berg der Welt. Sir Edmund Hillary und Tenzing Norgay gelang am 29. Mai 1953 die Erstbesteigung.

Vom Fuss des Berges aus gemessen

Setzt man nun aber beim untersten Punkt des zu messenden Gebirges an, dann überragt der Mauna Kea in Hawaii mit 10'210 Metern deutlich. Denn der Fuss des Berges liegt auf dem Meeresboden des pazifischen Ozeans in rund 6000 Metern Tiefe. Von dort steigt der Vulkan steil an, durchbricht als Teil von Big Island auf Hawaii irgendwann den Meeresspiegel – bis er bei 4205 Metern über Meer endet. Hier in der klaren Luft haben zahlreiche Länder ihre Sternwarten stehen. Um den Gipfel zu erreichen muss man kein Alpinist sein, ein Auto reicht – die Locals empfehlen wegen der dünnen Luft einen Jeep.

Vom Erdmittelpunkt aus gemessen

Vom Meeresspiegel aus gemessen kann der Vulkan Chimborazo in Ecuador mit seinen 6310 Metern zwar nicht mithalten. Bildet stattdessen der Erdmittelpunkt den Messbeginn, dann ist sein Gipfel jedoch mit Abstand der am weitesten entfernte Punkt von der Mitte der Erde. Eigentlich ist das ja logisch: Schon in der Schule lernten wir, dass die Erde keine perfekte Kugel ist, sondern ein «Rotationsellipsoid». Durch die Erddrehung ist sind die Pole leicht abgeflacht, dafür ist unser Planet am Äquator dicker.

Der Chimborazo, der höchste Berg der Welt, wenn man vom Erdmittelpunkt aus misst. Dies weil die Erde nicht die Form einer Kugel, sonder eines Ellipsoids hat.
Foto: geology.com

Oder in Zahlen ausgedrückt: Der mittlere Erdradius von 6371 Kilometern ist an den Polen 14 Kilometer kürzer und am Äquator 7 Kilometer länger. Und weil der Chimborazo eben näher am Äquator steht, als der Mount Everest, ist sein Gipfel weiter vom Erdmittelpunkt entfernt als jeder andere Berg, sogar zwei Kilometer weiter als der Mount Everest. Dies macht ihn bei einem veränderten Referenzrahmen zum höchsten Berg der Welt.

Eine eindeutige Antwort kann auf diese Frage also nicht gegeben werden. Immerhin können weiterhin das längste Sandwich und der grösste Mensch der Welt zweifelsfrei gemessen werden. (sep)

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