Der Terror von Wien hat Auswirkungen bis nach Winterthur ZH. Die Sondereinheit Diamant fährt am Dienstag in Winterthur vor und verhaftet zwei Schweizer. Die Männer, 18 und 24 Jahre alt, sollen Kollegen des Wiener Attentäters Kujtim F.* (†20) sein. Ein Foto zeigt die Verhaftung des 18-jährigen B.* am Dienstag.
Auf Twitter teilte B. bereits als 13-Jähriger ein Video des kosovarischen Predigers Shefqet Krasniqi (54), der wegen seiner Radikalität als Imam der Grossen Moschee von Pristina entlassen wurde. Die Behörden warfen Krasniqi Aufruhr und religiöse Hasspredigten vor – 2014 wurde er festgenommen.
Bereits ein Verfahren am Hals
Auch B. ist den Behörden bekannt. Die Jugendanwaltschaft Winterthur führt gegen ihn bereits eine Strafuntersuchung wegen Verstössen gegen das IS-Verbot und wegen Gewaltdarstellungen, wie sie auf Anfrage mitteilt.
Ein ehemaliger Bekannter B.s sagt zu BLICK: «Ich kannte ihn als Kind. Er war ein freundlicher Bub. Seine Eltern waren auch sehr freundlich und modern. Es gab damals keine Anzeichen für die Radikalisierung des Buben.»
«Habe ich ihm nicht zugetraut»
Er habe mit der Familie nie über Religion geredet. «Dass er wegen Kontakt zum Wien-Attentäter verhaftet worden ist, verwundert mich sehr. Das hätte ich ihm nicht zugetraut.»
Der andere verhaftete Mann ist der Schweizer D.* (24). Er wuchs im Kanton Zürich auf, spielte lange Zeit Fussball. D. ist zum Islam konvertiert und war gut vernetzt in der islamischen Szene rund um die mittlerweile geschlossene An'Nur Moschee in Winterthur.
Der Türkei war D. zu radikal
So war er gemeinsam mit neun weiteren An'Nur-Anhänger in eine Straftat verwickelt, die 2018 vor Gericht kam: Die zehn Männer haben zwei Moscheebesucher eingesperrt und massiv gepeinigt. Acht von ihnen wurden verurteilt, teils mit Landesverweis.
Wie D. damals vor Gericht sagte, spreche er kein Arabisch. Er lebte eine Zeit lang mit seiner Frau in Istanbul, wurde dann Vater, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Anfang dieses Jahres verwiesen die türkischen Behörden die Familie des Landes. Grund: Verdacht auf Radikalisierung!
Am Flughafen auf freien Fuss gesetzt
D. flog also zurück in die Schweiz. Dort sei er am Flughafen kurz festgehalten und befragt worden. Anschliessend setzte man ihn aber auf freien Fuss.
Wie D. und B. den Wiener Attentäter kennengelernt heben, wo sie ihn getroffen haben, ist unklar. Die Wiener Salafisten-Szene ist aber eng mit Winterthur verbandelt. Der in Österreich verurteilte Hassprediger Mirsad O.* rekrutierte hier «Personal» für den Islamischen Staat, wie «Oe24» berichtet. 2013 sollte er an einer Veranstaltung im Hotel Töss auftreten, durfte schliesslich aber nicht einreisen. Justizministerin Karin Keller-Sutter sagte am Dienstagabend an einem Podium, dass es sich bei den beiden Winterthurer Verhafteten um «Kollegen» des Attentäters von Wien handle. «Die drei Männer haben sich auch physisch getroffen», so Keller-Sutter.
Winterthurer weiterhin hinter Gittern
Kujtim F. erschoss am Montagabend in Wien mindestens vier Menschen und verletzte über 20 weitere. Dann wurde er getötet. Der Islamische Staat hat die Tat für sich reklamiert. Neben den beiden Schweizern wurden noch ein Dutzend weitere Personen festgenommen.
Die beiden verhafteten Schweizer sitzen weiterhin hinter Gittern. Die Staatsanwaltschaft Zürich hat für D. und die Jugendanwaltschaft Winterthur für B. Untersuchungshaft angeordnet.
* Namen der Redaktion bekannt