Die intolerantesten Menschen leben in Südostasien, dem Mittleren Osten und auf dem indischen Subkontinent. In grossen Teilen der westlichen Hemisphäre scheint hingegen kaum jemand ein Problem mit fremden Ethnien zu haben.
Zu diesem – überraschenden – Schluss kommt jedenfalls ein Artikel in der «Washington Post» auf der Basis einer Erhebung zweier schwedischer Wissenschaftler.
Wen wollen Sie nicht als Nachbar?
Die beiden Ökonomen hatten für ihre Studie «World Value Survey» Personen in mehr als 80 Ländern weltweit gefragt, wen sie keinesfalls als Nachbarn haben möchten.
In Hong-Kong wählten dabei 71.8 Prozent der Befragten aus mehreren vorgegebenen Antworten die Option «Leute anderer Rasse» aus. In Bangladesch waren es 71.7 Prozent, in Jordanien 51,4 Prozent und in Indien immerhin noch 45.5 Prozent.
Eine vergleichsweise hohe Zustimmung – 30 bis 39.9 Prozent – erhielt die Option auch in Vietnam, Indonesien, Südkorea, Iran, Saudi-Arabien, Ägypten, Nigeria und Ruanda.
Ausreisser Frankreich
Toleranter sind die Menschen demnach in Nord-, Mittel- und Südamerika, Ozeanien und Westeuropa, wo praktisch keines der untersuchten Länder einen Wert von mehr als 19.9 Prozent erreichte.
Einziger Ausreisser ist Frankreich: Dort wünschen sich knapp 27 Prozent Prozent aller Befragten keine Nachbarn anderer ethnischer Abstammung. In der Schweiz sind es lediglich 6 Prozent. Toleranz-Weltmeister ist Schweden mit knapp 2 Prozent.
Schwierige Interpretation
Die «Washington Post», welche die Untersuchung der Schweden detailliert ausgewertet hat, mahnt allerdings zur Vorsicht bei der Interpretation der Resultate.
Die Zeitung weist darauf hin, dass es gut möglich sei, dass einige der Befragten nicht ehrlich geantwortet und ihre rassistischen Einstellungen – beispielsweise Aufgrund ihrer Erziehung – schlicht nicht zugegeben hätten.
Kritisiert wird auch der lange Zeitraum, in dem die Daten erhoben wurden: Sie stammen teilweise noch aus den frühen Achtzigerjahren. (bau)