Und wo wäre die Menschheit heute ohne Glühbirne, Penizillin und Internet? Die nächste bahnbrechende Erfindung kommt sicher. Wer dabei sein will, so lässt ein 52 Millionen Mal geklickter Werbespot bei Youtube glauben, muss im Herbst eigentlich nur nach Dubai reisen - zur Expo-Weltausstellung. In 100 Tagen geht es los als dann erste Weltausstellung im arabischen Raum.
Ein «futuristisches Festival voll neuer und radikaler Ideen, magische Aufführungen in einem sechs Monate langen Spektakel» verspricht Black-Eyed-Peas-Rapper Will.i.am in dem Werbe-Clip. Laut Motto soll die Schau auf einem Gelände, das der Fläche von 600 Fussballfeldern entspricht, «Köpfe verbinden» und «Zukunft schaffen».
Eigentlich sollte sie schon im Herbst 2020 öffnen. Nach einer coronabedingten Verschiebung um ein Jahr soll es am 1. Oktober nun endlich so weit sein. Der Zusatz «2020» wurde wie bei den Olympischen Spielen und der Fussball-Europameisterschaft auch nach der Verschiebung beibehalten.
Human Rights Watch und Amnesty International kritisieren Menschenrechtslage
Geschätzte Kosten für die emiratischen Gastgeber: umgerechnet rund 6,9 Milliarden Euro. Wegen der Pandemie gelten für die Schau klare Regeln wie Maskenpflicht und Kapazitätsgrenzen.
Das Expo-Prestige kommt dem reichen Emirat gelegen angesichts einer Menschenrechtslage, die Organisationen wie Human Rights Watch (HRW) und Amnesty International weiterhin als besorgniserregend bezeichnen. Ein Problem bleibt die Lage der vielen Arbeiter, die oft unter grosser Hitze auf Baustellen und hinter den Kulissen wirken.
Im Sommer können die Temperaturen in den Emiraten auf bis zu 50 Grad Celsius steigen. Arbeit im Freien ist zwischen Juni und September in den besonders heissen Mittagsstunden deshalb untersagt.
Die Bedingungen für Arbeitsmigranten seien trotzdem «unmenschlich» und gefährdeten ihre Gesundheit, schreibt die britische Organisation ImpACT in einem neuen Bericht. Sie müssten nicht übersetzte Dokumente unterschreiben, ihre Pässe aushändigen und «extreme Arbeitszeiten» aushalten.
Mehrere emiratische Firmen hätten Aufträge im Zusammenhang mit der Expo bekommen trotz «schwerer Menschenrechtsverletzungen». Die Veranstalter beharren dagegen darauf, dass alle Arbeiter fair und würdevoll behandelt und pünktlich bezahlt würden, und dass sie ihre Rechte mit internen Beschwerdeverfahren geltend machen könnten.
Expo sollbis zu 25 Millionen Besucher locken
Mehr als zehn Jahre sind vergangenen, seit die Expo in Schanghai die Rekordzahl von 73 Millionen Besuchern lockte. Dubai hält trotz der aussergewöhnlichen Umstände wegen der Pandemie am Ziel fest, zwischen Oktober und März 2022 bis zu 25 Millionen Besucher auf das Gelände zu holen. Diese grossangelegten «World Expos», die jeweils sechs Monate dauern, finden nur alle fünf Jahre statt. Den Gastgebern winkt neben einem wirtschaftlichen Schub vor allem reichlich Prestige.
Auch Dubai, das sich schon lang als schillernde Shopping-Metropole und Spielplatz für die Spassgesellschaft von morgen vermarktet, kann sich auf der grossen Weltbühne präsentieren. Die Expo soll mit mehr als 190 teilnehmenden Ländern zum Labor des technologischen Fortschritts werden. Fragen rund um Nachhaltigkeit und Mobilität der Zukunft stehen im Mittelpunkt.
Die Emirate, deren Reichtum auf den Öl-Boom der 1970er Jahre zurückgeht, wollen bis 2050 fast die Hälfte ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Energiequellen decken. Das Potenzial für Solarparks in der kargen Wüste am Golf ist enorm.
(SDA)