Die Welt jagt Abdelhamid Abaaoud
Hier entsorgt er Leichen wie Müll

Die Geheimdienste sind überzeugt: Er ist der Drahtzieher der Attentate von Paris, die bisher mindestens 129 Tote forderten.
Publiziert: 17.11.2015 um 00:00 Uhr
|
Aktualisiert: 11.10.2018 um 12:01 Uhr
1/6
Abaaoud am Steuer: Pietätlos schleppt er Leichen zu einem Massengrab.
Foto: Youtube

Er sitzt am Steuer eines Lieferwagens, trägt einen Wollpulli und eine Wollmütze. Abdelhamid Abaaoud ist einer der brutalsten Schlächter des Islamischen Staats (IS). Die Geheimdienste sind überzeugt: Er ist der Drahtzieher der Attentate von Paris, die bisher mindestens 129 Tote forderten. Für die schändlichen Taten hat er nur ein hämisches Grinsen übrig.

Abdelhamid Abaaoud orga­nisiert nicht nur Terroranschläge und führt Exekutio­nen aus, er schleppt auch – wie das Bild oben zeigt – verstümmelte Leichen unbeschwert zu einem Massengrab. Das ab­stossende Bild wurde vermutlich in Syrien aufgenommen.

Der Schlächter ist 27 Jahre alt und Belgier mit marokkanischen Wurzeln. Abaaoud soll die Anschläge in Paris von Syrien aus organisiert und finanziert haben. Er nennt sich auch Abou Omar Soussi und Abo Omar Al-Belgiki.

Wie mehrere andere Terroristen stammt Abaaoud aus dem berüchtigten Brüsseler Stadtteil Molenbeek. Er gilt bereits seit längerem als der meistgesuchte Islamist Belgiens. Einige der Selbstmord­attentäter von Paris waren seine Freunde.

Abaaoud war Kopf einer Terrorzelle im ostbelgischen Verviers, die Anfang Jahr von der Polizei gesprengt wurde. Die Gruppe wollte als ­Polizisten verkleidet Anschläge verüben. Beim Einsatz wurden zwei Männer getötet und 13 verhaftet. Abaaoud war nicht dabei. Er wurde in Abwesenheit zu 20 Jahren Haft verurteilt.

Abdelhamid Abaaoud wuchs als eines von sechs Kindern auf, wie das deutsche Nachrichtenmagazin «Focus» berichtet. Laut seiner Schwester Xasmina interessierte er sich früher kaum für den Islam. Sein Vater Omar Abaaoud ist erschüttert. Er sagte der belgischen Zeitung «La Dernière Heure»: «Abdelhamid hat Schande über unsere Familie gebracht.»

Vor seiner Ausreise nach Syrien zum Jahreswechsel 2013/2014 sass Abdelhamid unter anderem wegen Diebstahls in einem Brüsseler Gefängnis. Dort wurde er radikalisiert. Sein Vater versuchte ihn wieder auf die richtige Bahn zu bringen, kaufte ihm sogar ­ein Geschäft. Doch es kam anders. Der Vater: «Plötzlich ist er nach Syrien gegangen.»

Auch seinen erst 13 Jahre jungen Bruder Younes lockte Abaaoud nach Syrien in den IS-Krieg. Younes gilt als einer der jüngsten Dschihadisten. Stolz posiert er auf einem Bild mit ­einer Kalaschnikow.

Im Herbst 2014 wurde der Familie Abaaoud gemeldet, dass Abdelhamid als Märtyrer im Kampf gestorben sei. Es stellte sich heraus: Die Meldung stimmte nicht. Sie sollte wohl die westlichen Geheimdienste ablenken, damit Abdelhamid wieder nach Europa einreisen konnte.

Im Februar gab Abdelhamid Abaaoud für «Dabiq», das Propaganda-Magazin des IS, ein Interview. Unverblümt beschreibt er darin sein einziges Ziel: möglichst viele Westler zu töten.

Abaaoud wird heute in der syrischen Stadt Rakka vermutet. Er und seine Kumpane planen weitere Anschläge in Eu­ropa. Frankreichs Premierminister Manuel Valls sagte gestern: «Wir wissen, dass Opera­tionen vorbereitet werden. Nicht nur in Frankreich, sondern auch gegen andere europäische Länder.» Valls schliesst weitere Anschläge schon in den kommenden Tagen oder Wochen nicht aus.

Auch die USA sind im Visier der Terroristen. Gestern drohte der IS in einem neuen Propaganda-Video: «So wie wir Paris ins Herz trafen, so werden wir Washington in seinem Zentrum treffen.»

Unterdessen wurde bekannt, dass der irakische Geheimdienst schon am Donnerstag, ­einen Tag vor den Anschlägen in Paris, vor Terrorangriffen gewarnt hatte.

Fehler gefunden? Jetzt melden

Was sagst du dazu?