Es ist der 25. November 2013. Chuck Blazer befindet sich mit Richter Raymond J. Dearie in einem New Yorker Gerichtssaal.
Dearie will erst noch sicher gehen, dass niemand lauscht. «Können Sie mir einen Gefallen machen und nachsehen, ob jemand im Gang rumlungert und versucht hier reinzukommen?», fragt er. Der Sicherheitsbeamte schaut nach. Niemand da.
«Fifa, ich weiss nicht, wie man das ausspricht»
Es ist von grösster Wichtigkeit, dass das, was gleich in diesem Gerichtssaal gesagt wird, absolut geheim bleibt. Denn Chuck Blazer wird gleich ein Geständnis ablegen. Es umfasst insgesamt zehn Straftaten. Sollten die Informationen nach draussen gelangen, wären die Ermittlungen des FBI ernsthaft gefährdet.
Dann gehts los. Doch zunächst hat der Richter formale Schwierigkeiten. Er stolpert über das Wort Fifa. «Es geht um diese Organisationen. Ich weiss nicht, wie man es ausspricht, Fifa.» Einer der Anwälte verschafft ihm Abhilfe und sagt es vor: «Fifa, Euer Eheren.»
Eine Stunde sagt Chuck Blazer aus. Er gibt alles zu: Steuerhinterziehung, Empfang von Bestechungsgeldern, Betrug, Geldwäsche, usw. So räumt Blazer ein, dass bei der Vergabe der WM an Frankreich im Jahr 1998 und an Südafrika 2010 Schmiergelder geflossen sind. «Unter anderem habe ich gemeinsam mit anderen Personen um das Jahr 1992 herum die Annahme von Schmiergeldern in Verbindung mit der Auswahl des Gastlandes für die WM 1998 ermöglicht.»
Blatter mit keinem Wort belastet
Veröffentlicht wurde das 40-seitige Dokument gestern Abend. Dass es darin um Bestechung und Schmiergeld geht, war im Vorfeld kein Geheimnis. Erhofft hatte man sich, dass Blazer Namen ausplaudert. Anhand der Aussagen kann man zwar diverse Personen eindeutig identifizieren. So belastet Blazer Jack Warner, den Concacaf-Präsidenten, schwer. Doch ansonsten fördert das Dokument wenig Überraschendes zu Tage. Kein Wort von Blatter.
Was verbergen die schwarzen Balken?
Doch auf Seite 35 fragt der Richter: «Gibt es sonst noch etwas?» Und dann folgt ein grosser, schwarzer Balken. Was vermutlich Chuck Blazer auf die Frage antwortet, wurde geschwärzt. Auch auf den drei folgenden Seiten wurde immer wieder etwas zensiert. Stehen da die verheerenden Details und Namen? Die Balken sorgen für Verwirrungen und Diskussionen auf Twitter.
Laut der «FAZ» seien die Stellen jedoch viel zu kurz, um weitere explosive Erkenntnisse zu enthalten. Und laut «CNBC News» geht es in den Abschnitten nur um Blazers Konditionen für die Kaution. (kab)