Normalerweise herrscht Hochbetrieb am Morgen an der Fähre in Konstanz (D). Nicht so heute. Die Schranken bleiben geschlossen. Der öffentliche Nahverkehr ist lahmgelegt. Streik – und zwar in zahlreichen Regionen und Städten von Deutschland. Bis Morgen früh geht nichts am Konstanzer Hafen.
«Berufspendler kamen heute keine vorbei. Die haben sich auf den Ausfall der Fähre eingestellt», sagt ein Streikender zu BLICK. Doch nicht alle haben von dem Streik erfahren. Besonders Schweizer kommen an diesem Morgen zum Hafen.
So auch der Luzerner Donat Schmidli (60). Der Lastwagenchauffeur muss mit seiner Lieferung nach Langenargen bei Lindau. «Ich habe jetzt meinem Chef Bescheid gegeben, dass ich einen Umweg fahren muss. Rechtzeitig komme ich so nicht mehr an», sagt er zu BLICK. Sauer ist er aber nicht. Aber: «An der Grenze hätte da schon eine Info stehen können, dass heute gestreikt wird und nicht erst, wenn es schon zu spät ist.»
Wichtiger Arzttermin auf der anderen Seeseite
Das finden auch Yvonne Aondio (57) und ihr Ehemann Dorino (65) aus Friedlisberg AG. Sie wollen Freunde in Überlingen (D) besuchen. «Hätten wir das früher gewusst, wären wir gleich einen anderen Weg gefahren. So haben wir noch mehr Zeit verloren», sagt die 57-Jährige zu BLICK.
So geht es auch einem Lenker aus dem Thurgau. Er muss auf die andere Seeseite für einen Arzttermin. Er schimpft: «Ich war sowieso schon knapp dran und jetzt steht die Fähre still. Blöd ist das. Saublöd!»
Aargauer Lenker ist sauer
Die meisten haben Verständnis für den Streik. Aber nicht alle. Ein Aargauer dreht seinen Wagen vor der verschlossenen Schranke. «Dass die streiken müssen. Die spinnen doch, die Deutschen», ruft er aus dem Wagen und zeigt demonstrativ den Vogel in Richtung Fähre. Dann brettert er mit Vollgas davon.
Die deutsche Gewerkschaft Verdi hat zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen, um einen deutschlandweiten Tarifvertrag für rund 87'000 Beschäftigte im öffentlichen Nahverkehr durchzusetzen. Die Arbeitgeber stünden demnach einer solchen einheitlichen Regelung bislang ablehnend gegenüber. Die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) lehnen eigenen Angaben zufolge die Aufnahme von bundesweiten Verhandlungen bei gleichzeitigen Tarifrunden auf Landesebene ab. Bis Mittwochmorgen wird gestreikt.
Für Schweizer Autofahrer heisst das: Keine Fähre! Wer auf die andere Seeseite will, muss einen grossen Umweg fahren.