Die Hinweise verdichten sich, dass das russische Passagierflugzeug durch die Explosion einer von Terroristen an Bord geschmuggelten Bombe zum Absturz gebracht worden ist. Es sei «wahrscheinlicher als nicht», sagt etwa der britische Premierminister David Cameron dazu. US-Sicherheitsexperten sind sich gar zu 99,9 Prozent sicher.
Die Geschichte zeigt: Bombenexplosionen gibt es schon lange. Und: Längst nicht immer sind Terroristen die Schuldigen. Auch Versicherungsbetrüger und sogar Auftragskiller haben Passagierflugzeuge zum Absturz gebracht - oder es zumindest versucht. Auf der Aviatikseite «Aerospace» listen die Autoren insgesamt 92 Zwischenfälle mit 2790 Toten auf.
Am häufigsten waren Bombenattentate auf zivile Flugzeuge in den 70er- und 80er-Jahren. 1970 kam es gemäss «Aeorspace» zu sieben Zwischenfällen (3 Terroranschläge, 1 Selbstmord/Versicherungsbetrug, 3 ungeklärte Vorfälle). 1985 waren es fünf Zwischenfälle (2 Terroranschläge, 3 ungeklärt Vorfälle) mit einem traurigen Rekord von 332 Toten.
Der vergleichbare Fall: Im aktuellen Absturz-Drama sehen Experten Ähnlichkeiten zum Lockerbie-Attentat vom 21. Dezember 1988. An Bord des Fluges 103 der Pan Am von London nach New York explodierten in grosser Flughöhe rund 500 Gramm Sprengstoff. Die Maschine stürzte über dem schottischen Ort Lockerbie ab und riss neben den 259 Menschen an Bord weitere 11 Menschen am Boden mit in den Tod. der damalige libysche Machthaber Muammar Ghadhafi soll das Attentat angeordnet haben.
Traurige Premiere: Der allererste durch eine Bombe ausgelöste Absturz geschah am 10. Oktober 1933. Vier Passagiere und drei Besatzungsmitglieder waren auf dem Weg von New Jersey nach Kalifornien als eine Bombe an Bord explodierte. Alle Insassen starben. Wer für das Attentat verantwortlich war, ist bis heute unbeklärt.
Anschlag auf die eigene Mutter: Weil er seine Mutter hasste, schickte ein Mann namens Jack Graham am 1. November 1955 44 Menschen in den Tod. Die Propellermaschine explodierte neun Minuten nach dem Start durch Dynamit, das im Gepäckraum platziert worden war. Graham hatte kurz vor dem Start eine Lebensversicherung für seine Mutter abgeschlossen. Er wurde verhaftet.
Für die Familie geopfert: Auch beim Absturz eines Passagierflugzeugs am 22. Mai 1962 von Chicago über Kansas nach Los Angeles ging es um eine Lebensversicherung. Thomas G. Doty hatte in der Bordtoilette Dynamit gezündet und die Maschine zum Absturz gebracht. Er fand zusammen mit 44 anderen Menschen den Tod. Vor dem Flug hatte Doty für seine mehrere Lebensversicherungen gekauft, um seine Familie finanziell abzusichern.
Swissair-Flug: Am 21. Februar 1970 startete der Swissair-Flug SR 330 von Zürich nach Tel Aviv. Neun Minuten nach dem Start explodierte im Gepäckraum eine Bombe. Alle 47 Menschen an Bord starben. Für den Anschlag wird die Volksfront zur Befreiung Palästinas verantwortlich gemacht.
Die meisten Todesopfer: 329 Menschen waren an Bord der Being 747 der Air India, die am 23. Juni 1985 von Montreal über London nach Delhi fliegen sollte. über dem Atlantik explodierte eine Bombe und riss alle Insassen in den Tod. Hinter dem Attentat stand die Sikh-Organisation Babbar Khalsa.
Kolumbianische Drogenkrieg: Nur fünf Minuten nach dem Start explodierte am 27. November 1989 an Bord der Boeing 727 von Bogota nach Cali eine Bombe. 107 Insassen und 3 Menschen am Boden kamen ums Leben. Das Medellin-Kartell um Pablo Escobar übernahm die Verantwortung für das Attentat mit dem Cesar Gaviria hätte aus dem Weg geräumt werden sollen. Der Präsidentschaftskandiat war nicht an Bord. Die Bombe explodierte trotzdem.
Der letzte Bombenanschlag: Am 24. August 2004, wenige Tage vor den Wahlen in Tschetschenien wurden gleich zwei russische Flugzeuge Ziel von Anschlägen. Ingesamt starben 89 Menschen. Der tschetschenische Terrorist und Rebellenführer Shamil Basayev übernahm die Verantwortung für die Anschläge. (ant)