Die sieben wichtigsten Fragen und Antworten
Was steckt hinter den Kriegsspielen am Schwarzen Meer?

Vor der Krim kracht es. Nun werfen die Niederlande Russland sogar einen Scheinangriff vor.
Publiziert: 30.06.2021 um 14:44 Uhr
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Aktualisiert: 30.06.2021 um 15:20 Uhr
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Der britische Zerstörer «HMS Defender», zu dessen Flottenverband auch die niederländische Fregatte «HNMLS Evertsen» gehört.
Foto: keystone-sda.ch

Es ist die neuste Eskalationsstufe im Schwarzen Meer: Nachdem es bereits Warnschüsse auf ein britisches Kriegsschiff gab, sollen russische Flugzeuge die niederländische Fregatte «HNMLS Evertsen» am vergangenen Donnerstag über einen Zeitraum von fünf Stunden bedrängt haben.

Von «Schein-Attacken» spricht das niederländische Verteidigungsministerium. Was steckt dahinter? Blick beantwortet die sieben wichtigsten Fragen zum Vorfall.

1. Was ist passiert?
Die Niederländer sagen: Die russischen Jets seien mit Bomben und Luft-Boden-Raketen bewaffnet gewesen. Es sei auch zu Störungen an der elektronischen Ausrüstung der «Evertsen» gekommen. Verteidigungsministerin Ank Bijleveld-Schouten nannte das Verhalten der russischen Streitkräfte «unverantwortlich».

2. Was sagt Russland?
Moskau widerspricht. Die Flugzeuge hätten in sicherem Abstand und in Übereinstimmung mit den internationalen Regeln operiert. Am Vortag sind auf die britische «HMS Defender», die zum selben Flottenverband wie die «Evertsen» gehört, bereits Warnschüsse mit echter Munition abgegeben worden.

3. Warum hat Russland auf die Briten gefeuert und die Niederländer bedrängt?
Russland behauptet, die Kriegsschiffe seien absichtlich in «russische Hoheitsgewässer» vor der Krim eingedrungen. Die Frage nach der Zugehörigkeit der Krim zu Russland sei 2014 schliesslich «ein für alle Mal» geklärt worden, meint Russlands Vize-Aussenminister Sergej Rjabkow (60).

Der Grossteil der Weltgemeinschaft sieht das unter Berufung auf das Völkerrecht bekanntermassen anders. Weswegen die Briten sagen: Ihr Schiff habe sich in ukrainischen und nicht in russischen Gewässern aufgehalten.

4. Was machen die Niederländer und die Briten überhaupt im Schwarzen Meer?
Sie sind Teil der zweiwöchigen Militärübung «Sea Breeze» (dt. Meeresbrise), die die Ukraine und die USA am Montag mit 30 weiteren Staaten gestartet haben. Ukraines Präsident Wolodimir Selenski (43) betonte vor Beginn, es gehe dabei darum, sicherzustellen, dass im Schwarzen Meer auch künftig freier Handel und freie Schifffahrt möglich seien. Seit 1997 hat das Manöver bereits 21 Mal stattgefunden.

5. Was passiert bei der Operation «Sea Breeze»?
Etwa 5000 Soldaten, rund 30 Schiffe sowie 40 Flugzeuge und Helikopter üben unter anderem Landungsoperationen und Flugabwehr. Russland hatte die USA als Co-Gastgeber aufgerufen, auf das Manöver zu verzichten.

6. Was ist Putins Problem?
Das «Sea Breeze»-Übungsmanöver gilt im Ukraine-Russland-Konflikt als Rückendeckung des Westens für die Regierung in Kiew und wird von Moskau regelmässig kritisiert.

7. Wie reagiert die Ukraine auf die Zwischenfälle?
«Raffinierter britischer Humor», nannte Ex-Infrastruktur-Minister Wolodimir Omeljan das britische Vorstossen laut einem Bericht der «Tagesschau». «Die Russen haben auf jede erdenkliche Weise versucht, die Übung zu verhindern, denn es ist nicht nur ein ukrainisch-amerikanisches Manöver. Es gibt eine Rekordzahl von Teilnehmern. Das ist sehr wichtig, um Putin seinen Platz zu zeigen.» (kin/SDA)

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