Was trieb Lucy Letby (33) zu ihren monströsen Taten? Die britische Krankenschwester arbeitete in Chester auf einer Neugeborenenstation und wurde dort zum Todesengel. Sie spritzte den Babys Luft in die Venen, sie gab ihnen eine Überdosis Insulin – sieben Kinder hat sie auf dem Gewissen, sechs weiter überlebten.
Am Montag wird das Strafmass fallen – schon jetzt ist klar: Sie ist die schlimmste Kindsmörderin der britischen Geschichte. Doch wie der «Observer» berichtet, könnte sie noch viel mehr Babys auf dem Gewissen haben. Die Behörden untersuchen nun die sechs Jahre vor ihren Morden. 4000 Babys wurden in diesem Zeitraum geboren. Einige Familien seien von Ermittlern bereits kontaktiert worden, berichtet die Zeitung.
Sie meldete sich oft für die Nachtschicht
Warum schöpfte niemand Verdacht? Letby war beliebt, eine angesehene Krankenschwester mit viel Erfahrung. Sie meldete sich oft für die Nachtschicht, war somit häufig alleine mit den Babys. Dass bei drei kurz aufeinanderfolgenden Todesfällen immer sie als Betreuerin zugeteilt war, tat das Spital zunächst als Zufall ab – obwohl die Ärzte Alarm schlugen. Niemand wollte das Undenkbare aussprechen.
Letby schritt zu ihren Taten oft kurz nachdem die Eltern oder andere Pflegepersonen das Zimmer verlassen hatten. Einmal wurde sie laut «Observer» fast auf frischer Tat ertappt. Eine Mutter betrat die Neugeborenenstation, als sie Letby über einem der Inkubatoren stehen sah. Um den Mund des Babys herum war frisches Blut, und es schrie vor Schmerzen.
Als die Mutter Letby fragte, was mit ihrem wenige Tage alten Sohn geschehe, beruhigte die Killerin sie: «Vertrauen Sie mir. Ich bin Krankenschwester.»
Spital wartete ein Jahr, bis es die Polizei einschaltete
Ein Jahr lang liess das Spital in Chester die Frau auf der Station arbeiten – obwohl sich die ungeklärten Todesfälle häuften und Ärzte ihren Verdacht der Spitalführung mitteilten. «Wir müssen uns anschauen, warum es so lange gedauert hat, bis sich das Management einverstanden erklärte, die Polizei einzuschalten», sagte der Kinderarzt John Gibbs, der inzwischen in Rente ist, dem Nachrichtensender Sky News.
Ein anderer Arzt, der früher mit Letby zusammenarbeitete, sagte dem Sender ITV, er glaube, dass vier oder fünf der getöteten Babys inzwischen Schulkinder sein könnten, hätten die Bedenken früher Gehör gefunden.
Noch immer völlig unklar ist das Motiv der 33-jährigen Frau. Sie wird aller Wahrscheinlichkeit nach ihr restliches Leben im Gefängnis verbringen. Bei Mord folgt in Grossbritannien zwingend lebenslange Haft, der Richter legt eine Mindesthaftdauer fest. (neo)