Der Lastwagen-Terrorist Anis Amri († 24) ist tot. Er starb, als er mit der italienischen Polizei zusammentraf. Nach einer viertägigen Jagd wurde der meistgesuchte Mann Europas gestern wenige Kilometer nördlich von Mailand von zwei Polizisten erschossen.
Amri reiste am Donnerstagabend mit dem Zug über Chambéry in den französischen Alpen nach Turin. Dort nimmt er den Regionalzug nach Milano Centrale, wo er um ein Uhr eintrifft. In Italien hat der tunesische Flüchtling jahrelang gelebt – auch im Knast.
Um 3.08 Uhr entdeckt eine Polizeistreife im Vorort Sesto San Giovanni einen Mann mit einem Rucksack über der Schulter. Er steht regungslos auf
dem dunklen, menschenleeren Bahnhofsplatz.
Die Polizisten wollen den jungen Mann kontrollieren. Sie fragen ihn nach seinem Ausweis. «Ich komme aus Kalabrien», sagt der Mann auf Italienisch, einen Ausweis habe er aber nicht. Also fordern ihn die Beamten auf, seine Taschen und seinen Rucksack zu leeren. Der Kontrollierte kramt ein Duschmittel und andere Hygieneartikel hervor. Dann zückt er plötzlich eine Pistole und eröffnet das Feuer auf die beiden Polizisten Luca Scatà (29) und Cristian Movio (36). Den älteren trifft er in die Schulter.
Movio schiesst zurück, verfehlt den Angreifer. Dieser springt hinter einen parkierten Wagen und schreit «Polizisten-Bastarde». Jetzt schaltet sich Scatà ein. Der junge Beamte aus Sizilien hat erst vor neun Monaten seinen Dienst angetreten, ist noch in der Probezeit. Er feuert einen Schuss ab und trifft den Angreifer in die Brust.
Die Wunde ist tödlich. Zehn Minuten später stirbt Amri. Zu diesem Zeitpunkt haben die beiden Polizisten noch keine Ahnung, wem sie da begegnet sind. Die inzwischen eingetroffenen Spezialisten können anhand der Fingerabdrücke des Toten beweisen: Es ist Anis Amri, der dringend verdächtigt wird, am Montagabend mit einem entführten LKW auf dem Weihnachtsmarkt im Herzen Berlins elf Menschen totgefahren zu haben. Die Pistole, Kaliber 22, mit der er auf die Polizisten schoss, soll dieselbe sein, mit der er zuvor den polnischen LKW-Fahrer Lukasz U. († 37) tötete.
Gestern Vormittag trat der italienische Innenminister Marco Minniti vor die Medien und bestätigte: «Die getötete Person ist ohne jeden Schatten eines Zweifels Anis Amri, der mutmassliche Attentäter von Berlin. Italien darf stolz sein.»
Fast zeitgleich taucht ein Video auf, in dem Amri seine Zugehörigkeit zum IS erklärt. Scatà und Movio, der in stabilem Zustand im Spital liegt, erhalten Gratulationen aus der ganzen Welt. «Danke und rasche Genesung den verwundeten Kollegen», schreibt die Berliner Polizei via Twitter auf Italienisch. Grazie, Italia!