Darum gehts
Wer als Papst ins Konklave geht, verlässt es als Kardinal: So lautet ein uralter Spruch über die Unberechenbarkeit der Wahl eines neuen Pontifex. Das Kandidatenkarussell für den Stuhl Petri dreht und dreht auch jetzt. Dass ein US-Kardinal Papst wird, ist dabei praktisch ausgeschlossen – wegen grosser Spannungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der Trump-Administration. Auch wer zu jung ist, hat kaum Chancen: Würde etwa der Ukrainer Mykola Bychok (44) oder der Italiener Giorgio Marengo (49) Papst, könnte das Pontifikat Jahrzehnte dauern. Und das will niemand.
Blick präsentiert die neun aussichtsreichsten Kandidaten – und wofür sie stehen:
Pietro Parolin (70)
Der Staatssekretär Seiner Heiligkeit, so der offizielle Titel des Italieners, war unter Papst Franziskus Nummer zwei im Vatikan. Parolin wäre ein Kandidat der Mitte: ruhiger als Franziskus, weniger umtriebig, konventioneller. Auch wenn er deutlich konservativer tickt, stünde er klar zum Kurs von Franziskus.
Pierbattista Pizzaballa (59)
Die Wahl des Patriarchen von Jerusalem, ebenfalls Italiener, wäre ein starker Appell für Frieden im Heiligen Land. Gegen ihn spricht sein vergleichsweise geringes Alter.
Matteo Zuppi (68)
Der Präsident der italienischen Bischofskonferenz war Franziskus' Mann für heikle Missionen, etwa in der Ukraine oder in China.
Peter Erdö (72)
Der Erzbischof von Budapest wäre ein konservatives Gegengewicht zu anderen europäischen Kandidaten.
Fridolin Ambongo (64)
Der Erzbischof von Kinshasa (Kongo) ist das Gesicht der afrikanischen Kirche. Er prangert den Ausverkauf Afrikas an – und kritisiert die Segnung homosexueller Paare.
Luis Antonio Tagle (67)
Der frühere Erzbischof von Manila (Philippinen) ist das Gesicht der Kirche Asiens.
Jean-Marc Aveline (66)
Der Erzbischof von Marseille (F) wurde in Algerien geboren und gilt als engagierter Vertreter des Dialogs der Religionen.
Mauro Gambetti (59)
Papst Franziskus kannte den Franziskaner von Reisen nach Assisi (I), der Heimat des heiligen Franziskus. 2021 machte er Gambetti zum Generalvikar für die Vatikanstadt – eine Schlüsselposition mit Kontakt zu allen wichtigen Besuchern im Vatikan.
Jean-Claude Hollerich (66)
Der Erzbischof von Luxemburg gehört dem Jesuitenorden an, zu dem auch Papst Franziskus zählte, und war einer von dessen Vertrauten. Hollerich ist der Liebling liberaler Katholiken. Er setzt sich engagiert für Kirchenreformen ein, etwa für Frauen in Kirchenämtern oder für queere Menschen – dürfte jedoch für konservative Kardinäle kaum wählbar sein.