Die Mobilisierer
Alternative Nobelpreise für Graswurzel-Aktivisten

Sie mobilisieren ganze Gemeinschaften zum Kampf für Menschenrechte und die Umwelt: Die Alternativen Nobelpreise gehen diesmal an drei Aktivistinnen und Aktivisten aus Kamerun, Russland und Kanada sowie eine Umweltschutzorganisation aus Indien.
Publiziert: 29.09.2021 um 15:27 Uhr
HANDOUT - Die Juristin Marthe Wandou aus Kamerun wird mit dem Alternativen Nobelpreis 2021 ausgezeichnet. Foto: ---/Right Livelihood/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits
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Marthe Wandou, Wladimir Sliwjak, Freda Huson und die Legal Initiative for Forest and Environment (Life) werden in diesem Jahr für ihren jeweiligen Einsatz für Frauen- und Mädchenrechte, den Klima- und Umweltschutz sowie die Rechte von Ureinwohnern ausgezeichnet. Das gab die Right-Livelihood-Stiftung, die die Auszeichnung alljährlich vergibt, am Mittwoch in Stockholm bekannt.

Die diesjährigen Preisträger seien unerschrockene Mobilisierinnen und Mobilisierer, die zeigten, was Graswurzelbewegungen bewirken könnten, sagte Stiftungsdirektor Ole von Uexküll. Angesichts der Klima- und Umweltkrise, von Gewalt und eklatanten Menschenrechtsverletzungen setzten sie sich durch Solidarität und gezielte Organisation lokaler Gemeinschaften erfolgreich für eine bessere Zukunft ein.

Die Juristin Marthe Wandou aus Kamerun wird dafür ausgezeichnet, dass sie in ihrer Heimat angesichts von terroristischen Übergriffen und geschlechtsspezifischer Gewalt ein Modell des gemeindebasierten Kinderschutzes geschaffen hat. Die Kanadierin Freda Huson erhält die Auszeichnung für ihren furchtlosen Einsatz bei der Rückeroberung der Kultur ihres Volkes, der indigenen Wet'suwet'en, bei der es auch um die Verteidigung von Land gegen Pipeline-Projekte geht. Die Legal Initiative for Forest and Environment (Rechtsinitiative für Wald und Umwelt) wird für ihre juristische Arbeit geehrt, mit der sie lokalen indischen Gemeinden hilft, ihre Naturressourcen zu schützen.

Der russische Umweltschützer Wladimir Sliwjak bekommt den Preis dafür, dass er den Widerstand der Zivilgesellschaft gegen die Kohle- und Atomindustrie in Russland gestärkt hat. Gut einen Monat vor der Weltklimakonferenz COP26 in Glasgow sei die Auszeichnung von Sliwjak auch als ein dringender Aufruf an grosse, Kohle produzierende Länder zu verstehen, jetzt aus fossilen Energieträgern auszusteigen, sagte von Uexküll bei der Preisbekanntgabe in Stockholm.

Sliwjak selbst hofft, dass russische Aktivisten durch die Auszeichnung wieder mehr Aufmerksamkeit erhalten. Sie stünden unter grossem Druck der Regierung, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. «Der Preis wird dazu beitragen, dass die Stimmen lauter werden, die der Regierung sagen: Stoppen Sie die Kohleverbrennung, stoppen Sie den Bau gefährlicher Atomkraftwerke, stoppen Sie die Unterdrückung von Aktivisten», sagte Sliwjak, der zu den erfahrensten Umweltkämpfern Russlands zählt.

Von Uexküll sieht eine entscheidende Gemeinsamkeit bei den Preisträgern. «Ihr wichtigster gemeinsamer Nenner ist, dass sie andere Menschen mobilisieren und dazu ermutigen, für die eigenen Rechte und Ideen einzustehen und sich zu organisieren», sagte er der dpa. Die diesjährigen Preisträger zeigten die Power, die von Menschen ausgehen könne, wenn sie sich gemeinsam organisierten - selbst gegen Terroristen oder die schlimmsten Verursacher des Klimawandels.

Der seit 1980 verliehene Preis heisst offiziell Right Livelihood Award, ist gemeinhin aber als Alternativer Nobelpreis bekannt. Die Right-Livelihood-Stiftung ehrt damit alljährlich Vorkämpfer für Menschenrechte, Umwelt und Frieden. Die Auszeichnung steht dabei in kritischer Distanz zu den eigentlichen Nobelpreisen, deren Preisträger ab Montag in Stockholm und Oslo verkündet werden.

Mit dem Right Livelihood Award ist neben einem Preisgeld in Höhe von einer Million schwedische Kronen (rund 98 500 Euro) auch langjährige Unterstützung durch die Stiftung verbunden. Geehrt werden die Ausgezeichneten am 1. Dezember im Rahmen einer Live-Veranstaltung in Stockholm. «Wir rechnen zurzeit damit, dass alle kommen können», sagte von Uexküll der dpa mit Blick auf die derzeitige Pandemielage.

In diesem Jahr sind 206 Persönlichkeiten und Organisationen aus insgesamt 89 verschiedenen Ländern für den Preis nominiert gewesen. Die Right-Livelihood-Stiftung ist bekannt dafür, häufig diejenigen auszuzeichnen, die nicht im grossen Rampenlicht stehen. Gelegentlich waren aber auch sehr prominente Namen unter den Preisträgerinnen und Preisträgern gewesen, etwa die schwedische Kinderbuchautorin Astrid Lindgren 1994, der US-Whistleblower Edward Snowden 2014 oder die Klimaaktivistin Greta Thunberg vor zwei Jahren.

(SDA)

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