Moussa Oukabir (17) ist am Donnerstagnachmittag in Barcelona mit einem Lieferwagen in eine Menschenmenge gerast. Warum traf es diesmal ausgerechnet Barcelona?
Kurt Pelda, Terrorexperte und Journalist, sagt zu BLICK: «Der IS hat Spanien mehrmals mit Terroranschlägen gedroht. Als Tourismus-Hotspot war das Risiko in Barcelona wohl erhöht.»
Extremistenszene auch in Barcelona
Es sei aber zu einfach, den Sicherheitsbehörden nun vorzuwerfen, den Anschlag nicht verhindert zu haben. «Es gehört zur Strategie des IS, möglichst viele Länder in Europa mit Drohungen einzudecken und damit die europäischen Sicherheitskräfte zu verwirren», sagt er.
Fakt ist: Wie in vielen europäischen Metropolen gibt es auch in Barcelona eine Extremistenszene. «Ich weiss, dass spanische Behörden schon im Jahr 2015 Untersuchungen gegen IS-Anhänger aufgenommen haben, weil sie sich im Austausch mit Schweizer Radikalen befanden», sagt Pelda.
Warum bleibt die Schweiz verschont?
Spanien habe zudem sehr viele Einwanderer aus den Maghreb-Staaten, «umso grösser ist das Risiko, dass darunter wenige, aber gefährliche Extremisten sind», so der Terrorexperte.
Warum aber geschehen Terroranschläge in Ländern wie Deutschland, Frankreich, Spanien und England in gefühlter Regelmässigkeit, während die Schweiz, aber auch Italien oder Portugal, verschont bleiben?
Für Pelda hat das verschiedene Gründe. Die Schweiz gelte für Terrororganisationen etwa seit Jahrzehnten als sogenannter Hub. «Hier können sich Terroristen dank liberaler Gesetze und schwachem Nachrichtendienst ausruhen sowie Geld und Waffen besorgen.» Das Land wird also aus strategischen Gründen verschont.
Hassprediger werden ausgeschafft
Anders Italien. «Hier ist das Ausbleiben von erfolgreich verübten Anschlägen auf die extrem erfolgreiche Polizeiarbeit zurückzuführen. Italien hat seit Jahrzehnten Erfahrung in der Bekämpfung von organisierter Kriminalität», sagt er.
Italienische Polizisten treten unerbittlich auf und würden beispielsweise Islamprediger, die in einer Moschee zu Gewalt an Nichtgläubigen aufrufen, gnadenlos ausschaffen.
Trotzdem könne man sich in der Schweiz nicht in absoluter Sicherheit fühlen. «Nicht zu vergessen sind spontane Aktionen. Da haben wir den arbeitslosen Mann, der von seiner Frau verlassen wird und Probleme mit dem Sozialamt hat. Dessen Kurzschlussreaktion kann jederzeit Menschenleben gefährden. Schreit er dabei «allahu akbar», gelte es sofort als Terroranschlag.»
Bewaffnete Polizisten müssen her
Sich dagegen zu wappnen, sei für die Polizei und Geheimdienste extrem schwierig. «Wichtig scheint mir, dass sich die Polizei vermehrt bewaffnet und zivil bei grossen Festen und Konzerten unters Volk mischt – so ist die Chance höher, einen Terroristen früh genug zu stoppen, ehe es Menschenleben kostet.»