Die Helfer graben beim Lawinen-Hotel Tag und Nacht
«Wir ziehen nur noch Tote aus den Trümmern»

Nonstop schaufeln sich italienische Rettungstrupps ins Innere des Hotels Rigopiano. Bislang wurden 17 Leichen geborgen. Ihre letzte Hoffnung: eine 80 Zentimeter dicke Betonwand.
Publiziert: 24.01.2017 um 15:05 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:37 Uhr
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Ein Bagger der Bergwacht gräbt sich durch Tonnen von Schnee, damit die Retter ins Hotelinnere gelangen.
Foto: Corpo Nazionale Soccorso Alpino e Speleologico
Myrte Müller

Seit sechs Tagen und Nächten kämpfen sich Retter aus ganz Italien durch die meterhohen Schneemassen ins Innere des verschütteten Hotels in den Abruzzen.

Doch seit drei Tagen stossen die Männer von Feuerwehr, Bergwacht und Forstdienst nur noch auf Leichen. Gestern zogen sie vier Tote aus den Trümmern, zwei Frauen und zwei Männer. Diese Nacht folgte erneut die Bergung dreier toter Männer. Zuletzt wurden heute kurz nach neun Uhr zwei weitere Frauenleichen in der Hotelruine entdeckt.

Sind hinter der Betonwand noch Überlebende?

Der Fund von drei Welpen im Heizungsraum hatte gestern für Hoffnung gesorgt. Die Hunde hatten die Lawine und fünf Tage Kälte gut überlebt (BLICK berichtete).

Übermüdet und gezeichnet: In Penne, 20 km vom Hotel entfernt, befindet sich das Hauptquartier der Rettungskräfte.
Foto: AFP

Harren hinter einer 80 Zentimeter dicken Betonwand weitere Überlebende aus? Die Mauer trennt Wellness-Halle und Empfangsraum, in dessen Nähe die zwei Gruppen von Überlebenden gefunden wurden, von Küche und Bar. 

In der Bar hatten sich viele Gäste versammelt

In der Bar hatten sich viele der Gäste versammelt, als die Lawine am frühen Abend des 18. Januar das Hotel Rigopiano überrollte. Die Bergungsmannschaften versuchen, einen Durchgang zu schaffen. Sie hoffen auf weitere Hohlräume, in denen Menschen überlebt haben könnten. 12 Personen werden weiter vermisst.

Mario Costa, der Ehrenpräsident des Notrufdienstes 118 in den Abruzzen, bleibt optimistisch. «Bei einem normalen Lawinenunglück haben Verschüttete Überlebenschancen von nur wenigen Stunden. Hier aber könnten verkantete Trümmer und Balken Lufträume geschaffen haben», sagt Costa. «Wenn die in solchen Hohlräumen gefangenen Gäste Schnee zum Trinken haben, dann sind sie vielleicht noch am Leben.»

Kein Job für Menschen mit Platzangst: Ein Feuerwehrmann zwängt sich in einen Zugang zum verschütteten Hotel.
Foto: VIGILI DEL FUOCO

Das Hotel wurde auf Schutt alter Lawinen gebaut

Während die fieberhafte Suche am Fusse des Gran Sasso weitergeht, weitet Cristina Tedeschini ihr Strafverfahren wegen Verschuldung einer Katastrophe und mehrfacher fahrlässiger Tötung aus. 

Die Staatsanwältin hat nicht mehr nur die Schlampereien einiger Behörden bei der verschleppten Rettungsaktion im Visier. Sie ermittelt auch wegen Missachtung von Bauvorschriften. So soll das Hotel ursprünglich auf Schutt mehrerer Lawinen gebaut worden sein. In einem Hochrisikogebiet, in dem nie hätte gebaut werden dürfen. 

Bereits 2008 standen die Hotelbesitzer wegen unerlaubter Umbauarbeiten vor Gericht. Sie kamen mit einer Geldbusse davon.

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