Am Samstag startet das grösste Volksfest der Welt: das Münchner Oktoberfest. Millionen von Menschen pilgern zur Theresienwiese der bayerischen Landeshauptstadt, um an diesem Traditionsanlass teilzunehmen. Gut zwei Wochen stehen Bier und Brezn im Fokus.
Seinen Anfang nahm der Anlass im Jahr 1810. Den Einfall hatte Andreas Michael Dall'Armi (1765–1842), Major der Nationalgarde. Die Hochzeit von König Ludwig I. (1786–1868) und Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen (1792–1854) stand an. Der Major wollte etwas Neues ausprobieren: Er wollte das Fest mit einem Pferderennen feiern. Am Hof kam die Idee gut an.
26 Ausfälle wegen Kriegen und Pandemien
Auch wenn noch keine Bierzelte und Fahrgeschäfte dabei waren: Die Feierlichkeiten auf der später nach der Braut benannten Theresienwiese kamen gut an. Man war sich einig: So ein Fest will man öfter feiern.
Allerdings kann es nicht jedes Jahr eine königliche Hochzeit geben. Deshalb übernahm der landwirtschaftliche Verein das Zepter und organisierte das Fest – doch schon im Jahr 1813 musste es erstmals ausfallen. Der Grund: die napoleonischen Kriege. In seiner Geschichte fiel das Oktoberfest 26 Mal aus – zumeist wegen Kriegen oder Pandemien. Coronabedingt musste das Fest 2020 und 2021 eine Pause einlegen, nachdem es seit 1949 ohne Unterbruch stattgefunden hatte.
Trotz der ersten Unterbrüche realisierte die Stadt München schon früh das Potenzial. Deshalb fiel 1819 der Entscheid, den Anlass zur Chefsache zu machen. Die Stadtväter nahmen die Zügel in die Hand. Das Oktoberfest wurde zum Besuchergarant, der sprudelnde Einnahmen versprach.
Im Laufe der Jahre wurde das Fest vielfältiger: Karusselle, Hendlbratereien und Bierzelte kamen hinzu – und wurden zu Pfeilern des Oktoberfests, die heute nicht mehr wegzudenken sind. Zum 100. Jubiläum im Jahr 1910 wurden im grössten Festzelt, das 12'000 Plätze zählte, 12'000 Hektoliter Bier ausgeschenkt.
40 Jahre später feierte der Kultspruch «O'zapft is!» («Es ist angezapft!») seine Geburtsstunde. Erstmals kam dem Münchner Oberbürgermeister die Ehre des Oktoberfest-Anstichs zu – eine Tradition, die bis heute Bestand hat.
13 Tote nach rechtsextremem Anschlag
Das fröhliche Fest hat aber auch schreckliche Momente durchlebt. Das dunkelste Kapitel: Ein Terroranschlag am 26. September 1980. Die tragische Bilanz: 13 Tote, 221 Verletzte, 68 davon schwer. Der Anschlag gilt als bisher schwerster Terrorakt in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.
Der Täter war Gundolf Köhler (1959–1980), ein junger Rechtsextremer, der beim Attentat ums Leben kam. Am späten Abend liess Köhler eine Bombe beim Haupteingang hochgehen. Die Ermittlungen wurden erst vor rund drei Jahren eingestellt. Das Ergebnis: Köhler hat das Attentat aus politischen Motiven geplant und ausgeführt. Sein Ziel war es, die Bundestagswahl 1980 zu beeinflussen, um letztlich einen «Führerstaat» nach NS-Vorbild zu erreichen. Bis heute konnte man nicht nachweisen, ob es Anstifter, Mitwisser und Mittäter gegeben hat.