Nach der historischen Absetzung des Vorsitzenden des US-Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy (58), wird ein Nachfolger gesucht. Der Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses kommt in der staatlichen Rangfolge an dritter Stelle nach dem Präsidenten und dessen Vize.
Frühestens Mitte kommender Woche könnte es eine Wahl geben. Wer nachrücken könnte, ist offen. Der Trump-Getreue und Abgeordnete Jim Jordan (59) aus dem Bundesstaat Ohio bot sich am Mittwoch für die Nachfolge an. Doch wie US-Medien berichten, könnte auch Ex-US-Präsident Donald Trump (77) selbst eine Kandidatur in Erwägung ziehen.
Der Republikaner veröffentlichte am Mittwoch auf seiner Plattform Truth Social eine entsprechende Fotomontage. Darauf ist er mit dem Holzhammer des Vorsitzenden in der Hand zu sehen. Auf dem Kopf trägt er eine Baseballkappe, auf der sein Wahlkampfmotto: «Make America Great Again» (auf Deutsch: Macht Amerika wieder grossartig) steht.
Anhänger baten Trump, zu kandidieren
Am Mittwochmorgen sagte der US-Präsident zudem zu «NBC News»: «Viele Leute haben mich wegen des Redners angerufen.» Zwar würde er sich auf die Präsidentschaftswahl konzentrieren. Doch erklärt der Republikaner weiter: «Ich kann nur sagen, dass wir alles tun werden, was für das Land und andere republikanische Parteien und Menschen am besten ist.»
«NBC News» berichtet weitergehend, dass Trumps Name nach McCarthys Absetzung von seinen Anhängern in Umlauf gebracht wurde. Ein Trump-Berater erklärte dem Onlineportal sogar, dass republikanische Mitglieder des Repräsentantenhauses Trump darum gebetet hätten, Interimssprecher zu werden. «Die Mitglieder versuchen, mit dem Präsidenten über die Führung zu sprechen, während das Repräsentantenhaus langfristig an einer Lösung arbeitet», sagte der Berater in einer E-Mail.
Trump ist zwar kein offizielles Mitglied des Kongresses. Laut US-Amerikanischem Gesetz müsste er das aber nicht zwingend sein. Die Verfassung besagt nicht ausdrücklich, dass der Sprecher im Repräsentantenhaus tätig sein muss – auch, wenn dies bislang immer der Fall war.
«Sein Weg zu 218 Stimmen ist unwahrscheinlich»
Ob der Republikaner sich wirklich um die Stelle behaupten wird, ist noch unklar. Auch, wie hoch seine Chancen stehen würden. Trump bräuchte mindestens 218 Stimmen, um sich den Posten zu sichern. Ein republikanischer Aktivist, der an der Wahl des Sprechers beteiligt war, sagte zum Onlineportal: «Sein Weg zu 218 Stimmen ist unwahrscheinlich, wenn nicht unmöglich.»
Hinzu kommt: Die Regeln des republikanischen Repräsentantenhauses verbieten es, einer Person, die eines Verbrechens angeklagt ist, einen Führungsposten zu übergeben. Trump ist aktuell in mehrere Prozesse verwickelt. (mrs/AFP)