Den Menschen auf den nördlichen Inseln der Philippinen und in den Küstenregionen der US-Staaten North und South Carolina stand das Wasser buchstäblich bis zum Hals. Die beiden Regionen wurden am Wochenende von gewaltigen Wirbelstürmen heimgesucht, die Verwüstung und Überschwemmungen mit sich brachten.
In beiden Gebieten kamen Menschen ums Leben, die Stürme haben eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Doch während die US-Amerikaner danach bei ihren Versicherungen sturmklingeln konnten, stehen philippinische Bauern nun vor dem Nichts. BLICK erklärt die wichtigsten Unterschiede.
Tagelange Vorbereitungen
Sowohl die Philippinen als auch die USA waren gewappnet, als Hurrikan Florence und Taifun Mangkhut eintrafen. In den Staaten hat man bereits fünf Tage vor Eintreffen die ersten Bewohner evakuiert. Über eine Million Menschen flohen von den Küstenregionen in North und South Carolina ins Landesinnere.
Die Regierung der Philippinen forderte die Bürger auf, in Kirchen und Verwaltungsgebäuden Schutz zu suchen. Mit gutem Grund: Diese sind besser gebaut als die gewöhnlichen Häuser.
Im Auge des Sturms
Florence traf die Ostküste am Freitag mit Windgeschwindigkeiten bis zu 150 km/h und tobte über Stunden hinweg. Besonders zerstörerisch waren die massiven Regenfälle und Sturzfluten. Sie stellten ganze Dörfer unter Wasser, wie beispielsweise New Bern in North Carolina.
Der Taifun auf den Philippinen wütete kürzer, dafür heftiger. Er wirbelte mit über 200 km/h über die nördlichen Inseln. Meterhohe Wellen schwemmten die Gebäude an den Küsten weg. An den Hängen im Innern der Inseln lösten sich Schlammlawinen.
Dutzende Tote und enorme Sachschäden
In der Stadt Itogon hat eine solche Lawine 40 bis 50 Bergarbeiter in ihrer gemeinsamen Unterkunft begraben. Am Montag suchen die Rettungskräfte immer noch nach Überlebenden – bisher vergebens. Insgesamt beklagen die Philippinen mindestens 65 Tote, lokale Medien sprechen teilweise von 100 Toten.
In North Carolina wurden eine junge Mutter mit ihrem Kind von einem entwurzelten Baum erschlagen. Sie waren 2 von insgesamt 31 Menschen, die bei Florence ums Leben kamen. Der Sturm hat riesige Sachschäden mit sich gezogen: Versicherer in den USA rechnen mit 20 Milliarden Dollar Kosten.
Auf den Philippinen dürften die Versicherungskosten deutlich tiefer ausfallen. Eine Statistik des Schweizer Rückversicherers Swiss Re, über die die SRF-Sendung «10vor10» berichtet, zeigt: Während in den USA 90 Prozent der Windschäden von den Versicherungen gedeckt werden, sind es auf den Philippinen nur 10 Prozent. Zudem kostet dort der Wiederaufbau der einfach gebauten Häuser deutlich weniger.
Teurer Wiederaufbau
Die Folgen für die arme Bevölkerung sind aber gravierend: Bauern in den betroffenen Gebieten haben ihre komplette Ernte verloren. Sie stehen vor dem Nichts, haben für den Wiederaufbau keinen Rappen übrig. Zudem wurden wichtige Teile der Infrastruktur zerstört, einige Gemeinden sind wegen der blockierten Strassen nur schwer erreichbar.
Vor Ort sind Hilfsorganisationen tätig, unter ihnen auch das Schweizerische Rote Kreuz. Ihre Arbeit wird durch Spenden finanziert, sie beteiligen sich am Wiederaufbau und an der Versorgung der Bevölkerung.
In den USA steuert die Regierung wichtige Gelder zum Wiederaufbau bei. US-Präsident Donald Trump hat North Carolina zum Katastrophengebiet erklärt. So erhält die dortige Bevölkerung beispielsweise verbilligte Kredite für den Wiederaufbau. Viele werden ihre Häuser besser gegen Wind und Wetter absichern, um für den nächsten Hurrikan gewappnet zu sein.
Auf den Philippinen hingegen wirft der Schaden die armen Dörfer in ihrer Entwicklung teils noch weiter zurück. Ihre Häuser so zu rüsten, dass sie dem Taifun standhalten, können sich die meisten nicht leisten. So wird es auch beim nächsten Taifun sein: Es gilt zu retten, was zu retten ist.