Die Flirtphase ist vorbei
So kritisiert Macron den US-Präsidenten

Erst wurde gekuschelt und geküsst, jetzt scheint der Frühling vorbei. In einer Brandrede vor dem Kongress kritisierte Emmanuel Macron US-Präsident Donald Trump.
Publiziert: 26.04.2018 um 11:32 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 20:25 Uhr
«Die Tür zur Welt zuzuschlagen, hält deren Entwicklung nicht auf»
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Macrons Appell in den USA:«Die Tür zur Welt zuzuschlagen, hält deren Entwicklung nicht auf»
Fabienne Kinzelmann

Emmanuel Macron hat US-Präsident Donald Trump zum Abschluss seines Staatsbesuchs in Washington deutlich kritisiert. In einer Rede vor dem US-Kongress teilte er am Mittwoch heftig aus: «Mein Eindruck ist, dass Trump aus dem Deal aussteigen wird», sagte der französische Präsident mit Blick auf das Atomabkommen mit dem Iran. «Das nützt vielleicht kurzfristig, ist aber mittel- bis langfristig völlig verrückt.» 

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Zur Begrüssung tauschten die zwei Staatsoberhäupter Küsschen aus.
Foto: AP Photo

Macron hatte Trump gedrängt, den Iran-Deal nicht aufzukünden. Trotz seiner Bemühungen will der US-Präsident jedoch noch immer aus dem 2015 geschlossenen Abkommen aussteigen – zumindest wolle er den Pakt «nicht sehr eifrig» verteidigen.

Macron spricht sich gegen Nationalismus aus

Vor den demokratischen und republikanischen Abgeordneten sprach Macron von seiner Vision einer globalen Führung «gegen die Illusion des Nationalismus». Auch das ist eine deutliche Spitze gegen den US-Präsidenten. Wie uneinig sich die beiden sind, machte er auch an wichtigen Themen wie dem Klimawandel und dem Freihandel klar.

Immerhin einen Erfolg scheint Emmanuel Macron bei seinem dreitägigen Staatsbesuch erzielt zu haben. In seiner Rede erwähnte er, dass er Trump davon überzeugt habe, die US-Truppen nicht aus Syrien abzuziehen. «Wenn du direkt nach dem Sieg gegen den IS abhaust, überlässt du den Iranern das Feld», habe er dem US-Präsidenten gesagt. Das habe Trump überzeugt.

«Mittel- bis langfristig völlig verrückt»: Emmanuel Macron vor dem US-Kongress über den möglichen Ausstieg aus dem Iran-Atomdeal.
Foto: Dukas

Dem US-Kongress bot Macron auch eine Einschätzung des Präsidenten an. Er halte seine Versprechen – dazu gehöre auch der Ausstieg aus dem Iran-Abkommen, das er schon im Wahlkampf kritisiert hatte. Trump sei ein «Dealmaker», ein Geschäftsmann, der immer auf der Suche nach dem für ihn besten «Deal» sei.

Aus diesem Grund provoziere er auch den Streit mit Nordkoreas Kim Jong Un. «Du bringst die andere Seite dazu, sich zu bewegen und einen guten Deal oder einen noch besseren rauszuschlagen – das ist eine Eskalations-Strategie», sagte der französische Präsident. Und fügte höflich hinzu: «Kann funktionieren.»

Auf Macron folgt Merkel

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron war von Montag bis Mittwoch auf Staatsbesuch bei Trump, um über das Iran-Atomabkommen, die gemeinsame Syrien-Strategie und den Handelskonflikt der USA mit der Europäischen Union zu sprechen.

Am Freitag wird die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel zum Arbeitsbesuch in Washington erwartet. Auch sie wird mit Trump über das Atomabkommen reden. Die USA müssen bis zum 12. Mai entscheiden, ob sie die Sanktionen gegen den Iran weiterhin aussetzen – das ist ein zentraler Teil des Pakts.

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