Der Traum von Anja Kinsky (52) und Claude Wegmann (55) liegt in Trümmern. Von ihrem Haus steht nur noch die Fassade – die Erdbeben der letzten Wochen haben das Anwesen der «Auf und davon»-Auswanderer im italienischen Fiastra zerstört.
«Alles, was wir die letzten sechs Jahre mit viel Schweiss und Arbeit aufgebaut haben, wurde innerhalb von Sekunden zunichtegemacht», sagt Wegmann. Am Sonntag bebte die Erde in Mittelitalien mit einer Stärke von 6,5 auf der Richterskala. Das Beben in der Nacht auf gestern erreichte einen Wert von 4,6. «Alle Bewohner wurden mittlerweile evakuiert. Viele Häuser müssen abgerissen werden», sagt der Schweizer.
Nur das Auswandererpaar ist geblieben: «Wir haben Rösser, Schweine, Geissen und Hühner, um die wir uns kümmern müssen.» Die Ställe sind zerstört, die Tiere sind Tag und Nacht draussen. «Anfang des Jahres haben Wölfe fünf unserer Geissen gerissen. Wir haben Angst, dass sie jetzt wiederkommen», sagt Wegmann.
Er und seine Partnerin dürfen ihr Haus nicht mehr betreten. Sie schlafen im Auto – bei Temperaturen um die fünf Grad: «Noch geht es. Aber in ein paar Wochen kann es hier auch schneien.» Ihr 35 Hektar grosses Grundstück wollen sie trotzdem nicht verlassen. «Dafür haben wir einfach zu viel Geld und Liebe investiert.» Mehrere Hunderttausend Franken stecken in ihrem Lebenstraum. Wie hoch der Schaden ist, wissen sie noch nicht.
Ihre grosse Angst: ein noch stärkeres Beben. «Es ist wie im Krieg, nur dass man mit der Natur nicht über einen Waffenstillstand verhandeln kann», sagt der Auswanderer.
Trotz der Sorgen bleiben die beiden aber optimistisch: «Wir glauben fest daran, dass wir alles wieder aufbauen werden und irgendwann auch wieder Gäste bei uns empfangen können.»