Dialog in Stockholm
Jemens Regierung auf dem Weg zu Friedensgesprächen

Eine Delegation der Huthi-Rebellen ist zu Friedensverhandlungen mit Vertretern der jemenitischen Regierung in Schweden eingetroffen. Ein Durchbruch in Stockholm ist Beobachtern zufolge zwar nicht ausser Reichweite, gerechnet werden könne damit aber nicht.
Publiziert: 05.12.2018 um 14:24 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2018 um 14:55 Uhr
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In Schweden treffen sich diese Woche Regierungsvertreter Jemens und Vertreter der Huthi-Rebellen, um über Frieden im Jemen zu diskutieren. Die Huthi-Vertreter reisten in Begleitung des UN-Sondervermittlers Martin Griffiths (Mitte) nach Stockholm.
Foto: REUTERS

Nach den Rebellen hat sich auch die Delegation der jemenitischen Regierung auf den Weg zu den geplanten Friedensgesprächen in Schweden gemacht. Die Delegation sei aus der saudischen Hauptstadt Riad abgereist, hiess es am Mittwoch aus jemenitischen Regierungskreisen. Die Vertreter der Huthi-Rebellen waren bereits zuvor in Stockholm angekommen. Sie reisten in Begleitung des UN-Sondervermittlers Martin Griffiths nach Schweden.

Start der Gespräche

Es wird damit gerechnet, dass die mit Spannung erwarteten Friedensgespräche am Donnerstag beginnen. Bei ihnen soll über ein Ende des Bürgerkriegs in dem bitterarmen Land verhandelt werden. Millionen notleidende Menschen im Jemen hoffen auf ein Ende der Gewalt. Die Vereinten Nationen bezeichnen die dortige Situation als schwerste humanitäre Krise der Welt. Die USA riefen die Konfliktparteien zu einem sofortigen Ende der Gewalt auf.

Der Chef der zwölfköpfigen Huthi-Delegation, Mohammed Abdelsalam, beteuerte vor der Abreise den Friedenswillen seiner Gruppierung: «Wir werden keine Mühen scheuen, die Verhandlungen zum Erfolg werden zu lassen, den Frieden wiederherzustellen und die Aggression zu beenden."

Die USA bezeichneten die geplanten Gespräche als «notwendigen und entscheidenden ersten Schritt» zur Beendigung des Bürgerkriegs im Jemen. Das Aussenministerium in Washington rief die Konfliktparteien auf, alle Kampfhandlungen einzustellen.

Lösung wäre dringend nötig

Eigentlich hätten die Friedensverhandlungen bereits im September in Genf stattfinden sollen. Die Huthi-Rebellen hatten allerdings kurzfristig abgesagt: Sie forderten Garantien für ihre sichere Rückkehr in die Hauptstadt Sanaa sowie die Ausreise schwer verletzter Kämpfer zur medizinischen Behandlung. Diese Bedingung wurde erfüllt: Die Uno liess 50 Verletzte in das Nachbarland Oman ausfliegen.

Im Rahmen des durch Griffiths vermittelten Gefangenenaustausches sollen nach Angaben der jemenitischen Regierung 1500 bis 2000 Regierungskämpfer und 1000 bis 1500 Huthi-Rebellen übergeben werden.

Profitieren sollen dadurch auch der frühere Verteidigungsminister Mahmud al-Subaihi, der seit 2014 von den Huthis in Sanaa festgehalten wird, sowie ein Bruder von Jemens Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi. Der Austausch soll allerdings erst nach Beginn der Stockholmer Gespräche stattfinden.

Wie dringlich ein Ende des katastrophalen Bürgerkriegs wäre, zeigten am Dienstag neue Zahlen des Uno-Welternährungsprogramms (WFP). Die Zahl der Hungernden im Jemen sei zuletzt von acht auf zwölf Millionen gestiegen, sagte WFP-Chef David Beasley in Genf.

"Das sind Menschen, die nicht wissen, wo sie ihre nächste Mahlzeit herbekommen sollen.» Beasley fügte hinzu: «Der Jemen ist kein Land am Rande einer Katastrophe. Er ist ein Land in der Katastrophe."

Darum geht es im Jemen-Krieg

Die Huthi fühlten sich als schiitische Minderheit im Jemen schon lange politisch, wirtschaftlich und religiös ausgegrenzt. 2014 erobern Huthi-Rebellen grosse Teile des Landes und übernehmen de facto die Macht.
Da die antiwestlich eingestellten Huthi gute Beziehungen zum Iran pflegen, fürchtet Saudi-Arabien, der Erzfeind könnte damit an Einfluss im Jemen gewinnen.

Eine Militärkoalition unter der Führung des sunnitischen Saudi-Arabiens hat deshalb 2015 politisch und militärisch in den Konflikt eingegriffen. Sie kämpfen fast ausschliesslich aus der Luft.
Der Koalition gehören neben Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain, Kuwait, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien, Marokko, Sudan und Senegal an. Logistisch unterstützt werden sie von den Briten, Franzosen und Amerikanern. Menschenrechtsorganisationen werfen beiden Parteien Kriegsverbrechen vor. Im September scheiterten Friedensgespräche, weil die Huthi-Rebellen den Verhandlungen fernblieben.

Anhänger der schiitischen Huthi-Rebellen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.
Anhänger der schiitischen Huthi-Rebellen in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.
KEYSTONE/EPA/YAHYA ARHAB

Die Huthi fühlten sich als schiitische Minderheit im Jemen schon lange politisch, wirtschaftlich und religiös ausgegrenzt. 2014 erobern Huthi-Rebellen grosse Teile des Landes und übernehmen de facto die Macht.
Da die antiwestlich eingestellten Huthi gute Beziehungen zum Iran pflegen, fürchtet Saudi-Arabien, der Erzfeind könnte damit an Einfluss im Jemen gewinnen.

Eine Militärkoalition unter der Führung des sunnitischen Saudi-Arabiens hat deshalb 2015 politisch und militärisch in den Konflikt eingegriffen. Sie kämpfen fast ausschliesslich aus der Luft.
Der Koalition gehören neben Saudi-Arabien, Ägypten, Bahrain, Kuwait, Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate, Jordanien, Marokko, Sudan und Senegal an. Logistisch unterstützt werden sie von den Briten, Franzosen und Amerikanern. Menschenrechtsorganisationen werfen beiden Parteien Kriegsverbrechen vor. Im September scheiterten Friedensgespräche, weil die Huthi-Rebellen den Verhandlungen fernblieben.

Flüchtlinge in Jemen

Uno-Nothilfekoordinator Mark Lowcock sagte, dass der Jemen auch im kommenden Jahr das Land «mit dem grössten Problem» weltweit sein werde. Rund 24 Millionen Jemeniten - drei Viertel der Bevölkerung - seien 2019 auf humanitäre Unterstützung angewiesen.

Verschärft wird die katastrophale humanitäre Lage noch durch den wachsenden Zuzug zahlreicher Flüchtlinge aus Afrika. Im laufenden Jahr würden schätzungsweise 150'000 Menschen in dem kriegszerstörten Land ankommen, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) in Genf mit. Sie bezeichnete es als «alarmierend", dass so viele Migranten in ein «gefährliches Kriegsgebiet» kämen.

Bei den meisten Ankömmlingen handelt es sich laut IOM um Armutsmigranten aus Äthiopien und Somalia, die den Jemen nach der Überfahrt über das Rote Meer als Transit-Land auf dem Weg zu den reichen Ölstaaten am Persischen Golf nutzen wollen.

Kein Durchbruch garantiert

In Stockholm wird es Beobachtern zufolge auch erst einmal darum gehen, Vertrauen zwischen den Delegationen aufzubauen. Eine Reihe von Friedensgesprächen war in den vergangenen Jahren auch wegen der aufgeheizten Stimmung und gegenseitigen Schuldzuweisungen gescheitert. 

Ein Durchbruch in Stockholm ist Beobachtern zufolge zwar nicht ausser Reichweite, gerechnet werden könne damit aber nicht. Die Vereinigten Arabischen Emirate, selbst Teil der saudisch geführten Militärkoalition, begrüssten die anstehenden Treffen als «wegweisende Gelegenheit» für eine tragfähige politische Lösung. (SDA)

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