Kaum haben sich die CDU/CSU sowie die SPD nach langem Ringen zu einer Regierung gefunden, erschüttert ein Streit auf höchster Regierungsebene die Bundesrepublik. CSU-Innenminister Horst Seehofer (68) zwingt CDU-Kanzlerin Angela Merkel (63), die Schraube in der Asylfrage anzuziehen, sonst würde er in Eigenregie Flüchtlinge an der Grenze zurückweisen.
Seehofers Politik kommt in Deutschland gut an, wie eine von der «Bild»-Zeitung in Auftrag gegebene Meinungsumfrage zeigt. Wenn sowohl CDU als auch CSU im ganzen Land wählbar wären, würde die nur in Bayern beheimatete CSU mit 18 Prozenten zweitstärkste Partei – hinter der CDU (22) und noch vor der SPD (17).
Regierung in der Dauerkrise – die Merkel-Nachfolger machen sich schon bereit
Merkels Thron wankt. Schon wird von einem Sturz der Kanzlerin gesprochen. Könnte Seehofer übernehmen? Ausgeschlossen ist das nicht, doch geniessen CDU-Köpfe immer noch eine breitere Unterstützung. Als mögliche Nachfolger von Merkel werden etwa Partei-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer (55), Ernährungs- und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (45), Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (59), Gesundheitsminister Jens Spahn (38) sowie Wirtschafts- und Energieminister Peter Altmeier (60) gehandelt.
Allerdings ist es bis zu einem Kanzler-Sturz ein weiter Weg. Politikwissenschaftler Klaus Armingeon (63) von der Uni Bern: «Angela Merkel, von der zwei Drittel der Bürger sagen, sie mache einen guten Job, müsste die Vertrauensfrage verlieren oder in einem konstruktiven Misstrauensvotum abgewählt werden.»
Es gibt aber noch einen anderen Weg: Merkel könnte von sich aus zurücktreten und den Weg für einen Neustart freimachen.
Autoindustrie am Boden – der Audi-Chef schmort im Knast
Der deutsche Wirtschaftsmotor ist schwer am Stottern. Seit vor mehr als zwei Jahren in den USA die Diesel-Affäre um Volkswagen (VW) enthüllt wurde, vergeht fast keine Woche ohne negative Schlagzeilen aus der Autoindustrie. Fast alle deutschen Autobauer sind betroffen, fast alle Bosse gerieten schon in das Visier der Fahnder. Mercedes musste erst in den letzten Wochen europaweit 774’000 Autos zurückrufen, VW wurde zu einer Strafe von einer Milliarde Euro verdonnert, Porsche stoppte gar die Produktion. Über der ganzen Branche schwelt der Verdacht: Alle wussten vom Beschiss!
Letzter Höhepunkt: Die überraschende Festnahme von Audi-Chef Rupert Stadler (57). Ihm wird Betrug im Zuge des Dieselskandals vorgeworfen. Die Ermittler hatten zuletzt Angst, dass er auf Beweismittel, andere Beschuldigte und Zeugen im Konzern Einfluss nehmen könnte. Heute soll der Manager erstmals vernommen werden. Derweil wurde er von all seinen Ämtern enthoben – auch als Vorstandsmitglied des Mutterkonzerns VW. Der Aufsichtsrat dazu: «Bis der Sachverhalt geklärt ist, der zu seiner Verhaftung geführt hat.» Ein Nachfolger ist bereits gefunden: Der Niederländer Bram Schot (57). Er ist erst seit September 2017 bei Audi – kurz genug, um nicht verdächtig zu sein.
Fussballer von der Rolle – Löws Team droht das WM-Aus
Die deutsche Nationalmannschaft ging als Top-Favorit in das WM-Turnier – bis zum Match gegen Mexiko am Sonntag. Die 0:1-Niederlage hat die stolze Fussballnation bis ins Mark getroffen. Für Beobachter glich der Auftritt einem 90-minütigen WM-Boykott. Kein Antrieb, kein Konzept, keinen Mumm. Auch Bundestrainer Jogi Löw (58) bekam für den blutleeren Auftakt sein Fett weg.
Hauptkritikpunkt: Das Festhalten am umstrittenen Mesut Özil (29). Der Mittelfeld-Spieler ist bei den Fans nach dem Foto mit dem türkischen Staatschef Erdogan unten durch. Jetzt steht am Samstag für Deutschland schon alles auf dem Spiel: Wird gegen Schweden nicht gewonnen, muss der amtierende Weltmeister bereits nach der Vorrunde die Koffer packen. Die «Bild»-Zeitung bringt die angespannte Lage auf den Punkt: «Schwarz-rot-Not!». Die Not dürfte noch grösser werden, wenn Deutschland sich am Wochenende tatsächlich aus Russland verabschieden müsste.